Am Donnerstag verkündeten BASF und die Investmentgruppe Letter One den Durchbruch in den Verhandlungen. Die Öl- und Gasaktivitäten von Wintershall Dea sollen mit dem britischen Ölkonzern Harbour Energy verschmolzen werden.
Die Förderaktivitäten, bekannt als "Exploration & Production" (E&P), wechseln den Besitzer, wobei die Briten stolze 2,15 Milliarden Dollar für die Übernahme zahlen.
Dabei behält BASF jedoch 39,6 Prozent der Anteile an der neuen Harbour-Gesellschaft, während Letter One den Rest übernimmt – eine wirtschaftliche Beteiligung ohne Stimmrechte aufgrund von Sanktionen gegen einen der Eigentümer.
Arbeitsplatzverlust in Hamburg und Kassel
Während die Finanzwelt über die Transaktion jubelt, stehen die Mitarbeiter von Wintershall vor einer ungewissen Zukunft. Die Hauptverwaltungen in Hamburg und Kassel, die derzeit 850 Menschen beschäftigen, werden geschlossen.
Harbour Energy beabsichtigt zwar, einige Angestellte zu übernehmen, doch Insiderberichten zufolge dürften die meisten Mitarbeiter dieser Standorte und weitere Beschäftigte weltweit ihre Arbeitsplätze verlieren – eine Schreckensnachricht, besonders so kurz vor Weihnachten.
Ende einer Ära für Wintershall
Doch wer ist eigentlich Wintershall Dea?
Wintershall Dea ist Deutschlands führender Öl- und Gasförderer mit Sitz in Kassel. Das Unternehmen entstand aus der Fusion von Wintershall Holding GmbH und DEA Deutsche Erdoel AG im Jahr 2019.
Mit über 125 Jahren Erfahrung in der Energiebranche ist Wintershall Dea in acht Ländern aktiv und spezialisiert sich auf die Exploration, Produktion und Entwicklung von Öl- und Gasressourcen. Die Gesellschaft setzt auf nachhaltige Energiegewinnung und ist ein wichtiger Akteur in der globalen Energiewende.
Die Mitarbeiter werden in einer internen Veranstaltung näher über die Auswirkungen informiert werden, und damit geht ein weiteres Kapitel in der deutschen Wirtschaftsgeschichte zu Ende.
Hürden auf dem Weg zum Abschluss
Die Transaktion soll voraussichtlich im vierten Quartal 2024 abgeschlossen werden, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab. Neben kartellrechtlichen Prüfungen muss Wintershall seine Geschäfte mit dem russischen Energiekonzern Gazprom entflechten, eine Aufgabe, die bis Sommer 2024 dauern könnte.
Die Entscheidung des russischen Präsidenten Putin, Beteiligungen von Wintershall in Russland zu beschlagnahmen, wirft zusätzliche Hürden auf.
Ausblick und Unsicherheiten
Während die Transaktion noch in den Kinderschuhen steckt, werden Wintershall und Harbour vorerst weiterhin als unabhängige Unternehmen geführt.
Die Entscheidung von BASF markiert einen tiefgreifenden Wandel in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Während die Aussicht auf Milliardengewinne die Investoren erfreut, schwebt über den Mitarbeitern von Wintershall der Damoklesschwert des Arbeitsplatzverlusts.
Eine zukunftsweisende Entscheidung für BASF, die nicht ohne emotionale und ökonomische Konsequenzen bleibt.