20. Februar, 2025

Unternehmen

BASF in der Krise: Standort Ludwigshafen vor tiefgreifenden Veränderungen

Der Chemiekonzern BASF verhandelt mit dem Betriebsrat über eine neue Standortvereinbarung für Ludwigshafen. Im Zentrum der Gespräche stehen Einsparungen in Milliardenhöhe, der Abbau von Arbeitsplätzen – und die Frage, ob betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden können.

BASF in der Krise: Standort Ludwigshafen vor tiefgreifenden Veränderungen
BASF plant Einsparungen von einer Milliarde Euro bis 2026 – die Zukunft hunderter Arbeitsplätze steht auf dem Spiel.

Ludwigshafen – das Sorgenkind von BASF

BASF steht an einem Wendepunkt. Der Konzern, der mit Ludwigshafen den größten Chemie-Standort Europas betreibt, muss sparen – und zwar massiv.

Bis Ende 2026 sollen eine Milliarde Euro eingespart werden, eine Maßnahme, die bereits jetzt Hunderte Arbeitsplätze gefährdet.

Doch während die Unternehmensleitung an einer „Modernisierung des Standorts“ arbeitet, wächst die Sorge in der Belegschaft.

Noch gilt eine Vereinbarung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, doch diese läuft zum Jahresende aus. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat sind deshalb entscheidend für die Zukunft der Arbeitnehmer.

Betriebsratschef Sinischa Horvat stellt klare Bedingungen:


Mindestlaufzeit von fünf Jahren für die neue Standortvereinbarung
Keine betriebsbedingten Kündigungen trotz Sparmaßnahmen
Investitionen in den Standort, um Ludwigshafen langfristig wettbewerbsfähig zu halten

Die Frage ist: Wird BASF diesen Forderungen zustimmen – oder werden die Einsparungen drastischer als erwartet?

BASF investiert Milliarden – aber nicht in Deutschland: Während in Ludwigshafen Stellen abgebaut werden, fließen zehn Milliarden US-Dollar in einen neuen Standort in China.

Warum muss BASF sparen?

Hinter den Kürzungen steckt ein klarer wirtschaftlicher Druck. Die Chemiebranche steht unter massivem Wettbewerbsdruck, insbesondere durch steigende Energiepreise, höhere Umweltauflagen und eine schwächelnde Nachfrage aus China.

Energiekrise: Die hohen Gaspreise in Deutschland setzen BASF unter Druck, während Konkurrenten in den USA oder Asien von günstigeren Energiequellen profitieren.
Überkapazitäten: Die weltweite Chemieproduktion ist hoch, doch die Nachfrage in wichtigen Märkten wie Europa und China bleibt schwach.
Kostendruck: Lohn- und Rohstoffkosten steigen, während Kunden aus der Automobil- und Bauindustrie weniger Chemieprodukte abnehmen.

BASF-CEO Martin Brudermüller hat bereits mehrfach betont, dass der Konzern langfristig profitabler werden muss – und Ludwigshafen dabei nicht unantastbar sei.

Arbeitsplatzabbau – Wie viele Jobs stehen auf der Kippe?

Während offizielle Zahlen noch ausstehen, gibt es klare Anzeichen, dass der Stellenabbau in Ludwigshafen größer ausfallen könnte als bisher angenommen. Schon 2023 hatte BASF rund 2.600 Arbeitsplätze gestrichen, vor allem in Deutschland. Die aktuellen Sparmaßnahmen könnten diese Zahl noch einmal deutlich übertreffen.

Der Betriebsrat warnt vor einem schleichenden Abbau: Viele Stellen werden nicht sofort gestrichen, sondern durch Frühverrentung, Versetzungen oder natürliche Fluktuation abgebaut. Doch ohne eine verbindliche Standortvereinbarung besteht das Risiko, dass BASF nach Ablauf der aktuellen Regelung härtere Maßnahmen ergreift.


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Ludwigshafen – bleibt der Standort zukunftsfähig?

Trotz aller Einsparungen betont BASF, dass Ludwigshafen langfristig eine wichtige Rolle spielen soll. Doch der Konzern reduziert gezielt seine Produktionskapazitäten in Deutschland, während neue Werke verstärkt in China und den USA entstehen.

2023 schloss BASF bereits mehrere Anlagen in Ludwigshafen, darunter die Ammoniak-Produktion und eine TDI-Anlage. Gleichzeitig investiert der Konzern 10 Milliarden Euro in einen neuen Standort in China, was in Deutschland auf Kritik stößt.

Für Ludwigshafen bedeutet das:
Weniger energieintensive Produktionen sollen verlagert werden
Mehr Forschung & Entwicklung soll erhalten bleiben
Modernisierungen sollen den Standort effizienter machen

Die große Frage bleibt: Ist Ludwigshafen in zehn Jahren noch ein zentraler Produktionsstandort – oder wird BASF die Fertigung immer weiter auslagern?

Was bedeutet das für Anleger?

Die BASF-Aktie hat in den letzten Monaten geschwächelt, steht aber nach wie vor für solide Dividendenrenditen. Anleger fragen sich jedoch, ob der Konzern seine Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland halten kann.

Kurzfristig könnten Einsparungen die Gewinne stabilisieren.
Langfristig bleibt die Unsicherheit über den Standort Deutschland.
Die Konkurrenz aus den USA und China bleibt stark.

Viele Investoren setzen darauf, dass BASF seine Kostensenkungen erfolgreich umsetzt – doch falls die Einschnitte nicht ausreichen oder die Proteste in der Belegschaft eskalieren, könnte sich das negativ auf den Aktienkurs auswirken.

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