21. Februar, 2025

Börse

Banken im Aufwind, Immobilienwerte unter Druck

Höhere Renditen treiben Finanzwerte nach oben, während Immobilienkonzerne mit der Schuldenlast kämpfen.

Banken im Aufwind, Immobilienwerte unter Druck
Während die Deutsche Bank und UniCredit Kursgewinne verzeichnen, geraten Immobilienkonzerne wie Vonovia und LEG Immobilien unter Druck. Höhere Zinsen verteuern die Finanzierung und setzen die Branche weiter unter Stress.

Die Zinspolitik sorgt erneut für deutliche Verschiebungen an den Märkten. Während Banken von den steigenden Renditen profitieren, stehen Immobilienaktien zunehmend unter Druck.

Eine Entwicklung, die nicht nur für Anleger, sondern auch für Mieter und Unternehmen weitreichende Folgen haben könnte.

Banken als Gewinner der aktuellen Entwicklung

Die Renditen für europäische Staatsanleihen sind erneut gestiegen, getrieben durch geopolitische Unsicherheiten und wachsende Verteidigungsausgaben. Ein Trend, der Banken in die Karten spielt. Die Deutsche Bank und die Commerzbank verzeichneten deutliche Kursgewinne, während der Stoxx Europe 600 Banks-Index auf den höchsten Stand seit der Finanzkrise 2008 kletterte.

Warum profitieren Banken von höheren Zinsen? Das klassische Einlagen- und Kreditgeschäft floriert, wenn sich der Zinsunterschied zwischen Krediten und Spareinlagen ausweitet. Banken können in diesem Umfeld ihre Margen steigern und erzielen höhere Erträge, ohne dass sie zusätzliche Risiken eingehen müssen.

Besonders positiv reagierten die Aktien von UniCredit (+2,1 %), ING (+0,5 %) und der Deutschen Bank (+2,3 %). Der Trend zeigt klar: Banken sind in einem Hochzinsumfeld wieder eine gefragte Anlageklasse.

Immobilienbranche unter massivem Druck

Während sich Finanzwerte im Aufwind befinden, trifft die Kehrseite der Medaille die Immobilienbranche mit voller Wucht. Vonovia, LEG Immobilien und TAG Immobilien verloren teilweise über 2 % an Wert. Der Immobilienindex Stoxx Europe 600 Real Estate gab um 1 % nach und droht unter eine wichtige technische Marke zu fallen.

Der Stoxx Europe 600 Banks erreicht das höchste Niveau seit der Finanzkrise 2008. Doch Experten warnen: Sollte die EZB ihre Geldpolitik wieder lockern, könnte die Party schnell vorbei sein.

Der Grund ist simpel: Höhere Zinsen verteuern die Kreditaufnahme und lassen die Refinanzierungskosten für Immobilienunternehmen steigen.

Viele Konzerne hatten sich während der Niedrigzinsphase massiv verschuldet, um Wachstum und Übernahmen zu finanzieren. Doch mit steigenden Zinsen geraten die Kalkulationen ins Wanken – und Abschreibungen auf Immobilienbestände könnten erneut Milliardenlöcher in die Bilanzen reißen.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie dramatisch sich Zinserhöhungen auswirken können. 2022 und 2023 mussten Immobilienkonzerne aufgrund der EZB-Zinswende massive Abschreibungen vornehmen. Die erneute Zinsrallye könnte nun zu einem weiteren Abwärtsdruck führen.

Geopolitische Unsicherheiten als Zinsmotor

Interessanterweise liegt die Ursache der steigenden Zinsen diesmal nicht allein in der Geldpolitik, sondern in der Geopolitik. Die jüngsten Aussagen von US-Vizepräsident J.D. Vance in München und die wachsenden Verteidigungsausgaben in Europa haben die Renditen der Staatsanleihen nach oben getrieben.

Gleichzeitig stehen die Verhandlungen zwischen den USA und Russland in Saudi-Arabien an – ohne europäische Beteiligung. Das Fehlen der EU am Verhandlungstisch könnte dazu führen, dass Europa selbst stärker aufrüsten muss, was wiederum die öffentlichen Haushalte belastet und die Zinssätze weiter nach oben treiben könnte.

Bleibt die Zinswende?

Die entscheidende Frage bleibt jedoch: Hält die Zinsrallye an oder setzt die EZB bald wieder auf Lockerung?

Angesichts der geopolitischen Unsicherheiten und des steigenden Kapitalbedarfs der europäischen Staaten könnte es für eine Zinssenkung noch zu früh sein. Doch sollten die Wachstumsprognosen für die Eurozone weiter sinken, könnte sich das Blatt wenden – und dann wäre die Zeit der Banken-Rallye wohl schnell wieder vorbei.

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