Am Donnerstag wird die Bank of England (BoE) voraussichtlich die Zinsen bei 5% unverändert lassen, nachdem sie im August erstmals seit vier Jahren eine Zinssenkung vorgenommen hatte. Doch Investoren erwarten, dass die Zentralbank die Weichen für eine weitere Senkung im November stellen wird.
Die Inflation bleibt hartnäckig über dem 2%-Ziel der Bank of England. Laut dem Office for National Statistics (ONS) verharrte der Verbraucherpreisindex im August bei 2,2%.
Im Vergleich zur US-amerikanischen Federal Reserve, die die Zinsen kürzlich um 0,5 Prozentpunkte senkte und zwei weitere Senkungen für das laufende Jahr sowie vier weitere für 2025 ankündigte, geht die BoE vorsichtiger vor. Der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, bezeichnete die deutliche Zinssenkung als "rechtzeitig" und als "Zeichen unseres Engagements, nicht ins Hintertreffen zu geraten."
James Smith, Ökonom bei ING, betont, dass die Botschaft der BoE aus der August-Sitzung und nachfolgenden Reden klar mache, dass es sich nicht um einen schnellen Lockerungszyklus handelt.
BoE-Gouverneur Andrew Bailey zeigte sich beim Jackson Hole-Treffen der Zentralbanker in den USA vorsichtig und erklärte, dass die Zweitrundeneffekte der Inflation kleiner ausfallen als erwartet, jedoch sei es zu früh für eine Entwarnung.
Alle 65 von Reuters befragten Ökonomen erwarten, dass die BoE die Zinsen am Donnerstag unverändert lässt. Einige investieren rechnen jedoch mit einem geteilten Votum im geldpolitischen Ausschuss (MPC), wobei das neue Mitglied Alan Taylor seine erste Abstimmung haben wird und voraussichtlich mit der Mehrheit stimmen dürfte.
Experten wie Althea Spinozzi von Saxo und Analysten der Deutschen Bank und Nomura sehen ebenfalls eine vorläufige Zinsentscheidung im November. Thomas Pugh von RSM UK und Suren Thiru von ICAEW betonen, dass die Aussichten auf eine Zinssenkung im November existieren, die Entscheidung aber auch die Auswirkungen des Herbstbudgets berücksichtigen wird.
Der Chef-Ökonom von Deutsche Bank, Sanjay Raja, und Ranjiv Mann von Allianz Global Investors sehen Raum für zukünftige Zinssenkungen. Andrew Goodwin von Oxford Economics und zahlreiche andere Ökonomen prognostizieren basierend auf aktuellen Daten ebenfalls Zinssenkungen bis Jahresende.
Peter Heywood von Equifax UK und Laura Suter von AJ Bell erwarten, dass eine unveränderte Zinspolitik kurzfristig für Entlastung bei variablen und Tracker-Hypotheken sorgt, während langfristige Herausforderungen für Kreditnehmer bestehen bleiben werden.
Eine Entscheidung der BoE wird am Donnerstag um Mittag erwartet, während die Fed am Mittwochabend ihre Zinsentscheidung verkündet. Brasilien, Norwegen, Südafrika und Japan werden ihre geldpolitischen Treffen ebenfalls in dieser Woche abhalten.