Die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Beziehungen mit der EU, ohne das Votum des britischen Volkes von 2016 zu übergehen, steht im Fokus der kommenden Rede von Andrew Bailey. Der Gouverneur der Bank of England wird bei seiner Mansion House Ansprache markante Stellungnahmen zu den wirtschaftlichen Nachwehen des Brexit abgeben. In einem seiner deutlichsten Statements bisher beschreibt er die Handelsbeeinträchtigungen, die durch den veränderten Umgang mit der EU entstanden sind.
Bisher distanzierte sich Bailey aus Respekt vor der politischen Unabhängigkeit der Bank von einem klaren Kommentar zum Brexit. Doch er sieht sich in der Pflicht, auf die Folgen hinzuweisen. Die Beziehung zur EU habe, so Bailey, die britische Wirtschaft belastet, insbesondere im Bereich der Waren. Dienstleistungen, vor allem im Bankensektor, behaupteten sich besser als erwartet, wohingegen der Warenverkehr, besonders von Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Erzeugnissen, durch neue Handelsbarrieren stark getroffen wurde.
Ein weiteres Thema seiner Rede wird die globale wirtschaftliche Zersplitterung sein, die laut Bailey nicht vernachlässigt werden darf. Die Herausforderungen der gegenwärtigen Lage sind komplex, da mehrere ökonomische Erschütterungen die Bewertung der Brexit-Folgen schwierig machen. Schätzungen der Office for Budget Responsibility und anderer Analysten beziffern den Rückgang der britischen Wirtschaftsleistung seit dem EU-Austritt auf rund 4% über die letzten 15 Jahre.
Während die britische Regierung einer Rückkehr zur EU ablehnend gegenübersteht, äußern Spitzenpolitiker wie Premierminister Keir Starmer und der spanische Finanzminister Carlos Cuerpo Hoffnung auf ein verbessertes Verhältnis. Ein Sprecher der Regierung betonte das Bestreben, die Beziehungen zu den europäischen Partnern zu erneuern und den Handel zu intensivieren. Begleitet wird Baileys Auftritt von einem Vortrag der Finanzministerin Rachel Reeves, die über Reformpläne im britischen Rentensystem sprechen wird. Reeves fordert die Bündelung kommunaler Rentenfonds für größere Investitionen, was jedoch von einigen als risikoreich angesehen wird.