30. Oktober, 2024

Wirtschaft

Bank of England senkt Zinsen mit knapper Mehrheit: Diskussion über zukünftige Wirtschaftspolitik bleibt hitzig

Bank of England senkt Zinsen mit knapper Mehrheit: Diskussion über zukünftige Wirtschaftspolitik bleibt hitzig

Ein überraschender Schritt der Bank of England (BoE): Diese Woche stimmte der geldpolitische Ausschuss (MPC) mit einer denkbar knappen Mehrheit für die erste Zinssenkung seit Beginn der Covid-19-Pandemie. Das knappe Fünf-zu-vier-Entscheidungsergebnis verdeutlicht die tiefen Meinungsverschiedenheiten innerhalb des neunköpfigen Gremiums.

BoE-Gouverneur Andrew Bailey betonte, dass das Tempo und das Ausmaß zukünftiger Zinssenkungen davon abhängen werde, welches wirtschaftliche Szenario sich als zutreffend herausstellt. Obwohl er der Meinung der Mehrheit angehört, dass ein nachhaltiger Rückgang der Inflation auf das BoE-Ziel von 2 Prozent "fast gesichert" sei, warnte er, es könne noch eine Phase wirtschaftlicher Flaute notwendig sein.

Für die fünf Mitglieder, die für die Zinssenkung stimmten, stellt die Aussicht auf einen kurzfristigen Anstieg der Inflation auf 2,75 Prozent kein großes Problem dar. Ihrer Ansicht nach würden langfristig niedrige Inflationsraten die Lohn- und Preisdrucke verringern und das Wirtschaftswachstum abschwächen. Selbst bei einem Zinssatz von 5 Prozent seien die Zinsen noch hoch genug, um inflationäre Tendenzen zu bekämpfen.

Die BoE prognostiziert, dass die Inflation in zwei Jahren auf 1,7 Prozent sinken wird, falls die Zinsen noch einmal in diesem Jahr gesenkt werden, und bis 2027 auf 3,5 Prozent sinken wird. Doch Bailey wies auch auf ein weniger optimistisches Szenario hin, in dem die inflationsbedingten Belastungen anhaltender sind.

Für die vier MPC-Mitglieder, die gegen die Zinssenkung stimmten, waren die Inflationsraten im Dienstleistungssektor und das Lohnwachstum zu stark. Sie warnten, dass die Wirtschaft nachhaltige strukturelle Veränderungen durchmache, die das wachstumsmäßige Potenzial und die Beschäftigungsmöglichkeiten beeinträchtigen könnten.

Der MPC betonte, dass die Zinssenkung lediglich ein vorsichtiger erster Schritt sei und kein Signal für eine Serie von Zinssenkungen. Man werde weiterhin restriktiv bleiben, bis die Risiken einer nachhaltigen Rückkehr zu einer Inflation von 2 Prozent weiter nachlassen.

Trotz dieser internen Differenzen gab es auch Veränderungen in der Leitlinie des MPC, wobei weniger Gewicht auf Daten zu Lohnwachstum und Dienstleistungsinflationen gelegt wurde. Bailey machte deutlich, dass zukünftige Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung getroffen werden.

Die Qualität der Arbeitsmarktdaten bleibt ebenfalls eine Herausforderung für den MPC. Darüber hinaus bleibt abzuwarten, wie stark die Auswirkungen der hohen Zinssätze bereits spürbar sind und wie sich die finanzpolitischen Maßnahmen der neuen Regierung weiterentwickeln.

Der jüngste Haushaltsplan der Regierung wird für zusätzlichen Einblick sorgen. Analysten beschrieben die MPC-Leitlinie als vorsichtig und wenig verbindlich, was die politische Zukunft ungewiss macht.

Ruth Gregory von Capital Economics bemerkte, dass die BoE "keinen Druck verspüre, erneut zu senken", während Ellie Henderson von Investec die optimistische Stimmung relativierte.