Die Bank of England (BoE) hat in einer knappen Entscheidung den Leitzins auf 5% gesenkt, was Millionen von Hypothekenschuldnern und Unternehmen Erleichterung verschaffen wird.
Nach einem deutlichen Rückgang der Inflation in diesem Jahr entschied sich die BoE damit erstmals seit Dezember 2021, die zu diesem Zeitpunkt fast ein Jahrzehnt auf einem Rekordtief von 0,1% lag, die Zinsen wieder zu senken. Andrew Bailey, der Gouverneur der Bank of England, kommentierte dazu: „Der Inflationsdruck hat so weit nachgelassen, dass wir heute die Zinsen senken konnten.“
Gleichwohl mahnte Bailey, dass die Geldpolitik vorsichtig agieren müsse, um eine zu schnelle oder zu starke Zinssenkung zu vermeiden. „Wir müssen sicherstellen, dass die Inflation niedrig bleibt, und vorsichtig sein, die Zinsen nicht zu schnell oder zu stark zu senken. Niedrige und stabile Inflation ist das Beste, was wir für das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand des Landes tun können.“
Das geldpolitische Komitee der Bank hat mit einer Mehrheit von fünf zu vier Stimmen beschlossen, den Bankzinssatz um 0.25 Prozentpunkte auf 5% zu senken. Für die Zinssenkung stimmten Andrew Bailey, Sarah Breeden, Swati Dhingra, Clare Lombardelli und Dave Ramsden, während Megan Greene, Jonathan Haskel, Catherine L Mann und Huw Pill gegen die Senkung stimmten und eine Beibehaltung des Zinssatzes bei 5.25% bevorzugten.
Dies ist die erste Zinssenkung der BoE seit der Notfallzinssenkung im März 2020. Die britische Verbraucherpreisinflation erreichte im Mai das von der BoE angestrebte Ziel von 2% und blieb auch im Juni auf diesem Niveau, nachdem sie im Oktober 2022 ein 41-Jahres-Hoch von 11.1% erreicht hatte. Anhaltende Preissteigerungen im Dienstleistungssektor ließen Zweifel aufkommen, ob das MPC die Zinsen vor September senken würde.
Laith Khalaf, Leiter der Investmentanalyse bei AJ Bell, meinte, die heutige Ankündigung sei eher "symbolisch als substanziell". "Eine Zinssenkung markiert den Eintritt in eine neue Phase der Zinspolitik, aber auf der Straße wird sich dadurch wenig ändern", sagte er. "Vor allem für die vielen Menschen, die in diesem Jahr aus günstigen Festhypotheken aussteigen und eine neue, anspruchsvolle finanzielle Realität erleben werden."
Der Geldmarkt deutet darauf hin, dass die BoE vor Ende des Jahres eine weitere Zinssenkung vornehmen wird. Händler wetten auf weitere Zinssenkungen und rechnen mit einer Reduzierung um 35 Basispunkte, was bedeutet, dass sie mindestens eine weitere Senkung um ein Viertelprozent auf 4.75% bis Ende 2024 erwarten.
Alice Haine, Expertin für persönliche Finanzen bei Bestinvest, sagte, der Schritt werde den Immobilienmarkt etwas entlasten. „Auch wenn eine Zinssenkung nicht die Lösung für alle Probleme ist, bedeutet sie doch, dass Menschen mit hohen Schulden, Hypothekenschuldner, die auf Refinanzierung hoffen, und Erstkäufer jetzt auf bessere Zeiten hoffen können.“
Die BoE reiht sich in die Europäische Zentralbank ein, welche die Zinsen ebenfalls gesenkt hat. Die US-Notenbank Federal Reserve hingegen hat ihre Zinssätze am Mittwoch unverändert gelassen. Der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, sagte, dass eine Zinssenkung im September möglich sei, was den US-Märkten zu einem höheren Schluss verholfen habe.
Die BoE erwartet, dass die britische Wirtschaft in diesem Jahr um 1.25% wächst, was höher ist als die letzte Prognose. Für 2025 bleibt die Wachstumsprognose jedoch unverändert bei 1%.