19. März, 2025

Unternehmen

Bank of America reformiert Arbeitskultur: Ein Ende der 100-Stunden-Wochen?

Die US-Großbank stellt eine langjährige Wall-Street-Tradition auf den Kopf. Künftig sollen hochrangige Banker die Arbeitslast für Junior-Analysten steuern – eine Reaktion auf wachsenden Druck und tragische Vorfälle.

Bank of America reformiert Arbeitskultur: Ein Ende der 100-Stunden-Wochen?
Arbeitszeiten im Fokus: Wall-Street-Banken reagieren auf Kritik – JPMorgan begrenzt die Wochenstunden auf 80, doch nur außerhalb von „Live Deals“. Ein echter Wandel sieht anders aus.

Ein radikaler Bruch mit der Wall-Street-Norm

Bank of America geht einen ungewöhnlichen Schritt: Statt dass mittlere Führungskräfte, sogenannte "Staffer", die Aufgabenverteilung für Junior-Banker übernehmen, wird diese Rolle nun dauerhaft mit hochrangigen Direktoren besetzt.

Damit will die Bank junge Talente besser schützen – und verhindern, dass unerfahrene Analysten unter Arbeitsbergen zusammenbrechen.

Der Umbau erfolgt in einer Zeit, in der die Arbeitsbedingungen in Investmentbanken verstärkt in den Fokus rücken. Der Tod eines jungen Bankers nach einer 100-Stunden-Woche hatte im vergangenen Jahr eine Debatte über Überarbeitung in der Branche entfacht. BofA reagiert nun mit strukturellen Veränderungen.

Mehr Verantwortung für die Chefetage

Bisher war die Rolle der "Staffer" eine Zwischenstation für Vice Presidents oder Senior Associates. Diese Banker, selbst oft mit Deals überlastet, hatten wenig Anreize, Überarbeitung in ihrem Team zu verhindern.

Die neue Regelung sieht vor, dass nur noch Direktoren oder höher in die Position berufen werden – mit dem offiziellen Titel "Chief Resource Officer" (CRO).

"Das Ziel ist eine nachhaltigere Personalführung", heißt es aus dem Umfeld der Bank. Indem erfahrene Führungskräfte die Verteilung der Arbeit steuern, sollen realistische Arbeitszeiten und Entwicklungsmöglichkeiten für Nachwuchsbanker geschaffen werden. Die CROs sollen künftig nicht nur Deals betreuen, sondern aktiv das Talentmanagement vorantreiben.

Bank of America unter Druck: Nach dem Tod eines Junior-Bankers überarbeitet die Großbank ihre Arbeitsstrukturen – doch bleibt der extreme Leistungsdruck bestehen?

Ein Kulturwandel oder reine Kosmetik?

Bank of America steht mit dieser Reform nicht allein da. Auch JPMorgan reagierte auf die Kritik an den unmenschlichen Arbeitszeiten und kündigte an, die Wochenstunden auf 80 zu begrenzen – es sei denn, Banker arbeiten an einem "Live Deal". Zudem führte die Bank eine neue Schutzfunktion für Junior-Banker ein.

Ob diese Maßnahmen ausreichen, bleibt fraglich. Kritiker sehen das Problem nicht in der Personalorganisation, sondern im System: Solange Investmentbanken auf extrem hohe Deal-Volumina und aggressive Deadlines setzen, wird sich der Arbeitsdruck kaum verringern.

Ein ehemaliger Analyst von Bank of America kommentierte anonym: "Ob ein Director oder ein Vice President meine Aufgaben verteilt, ändert nichts daran, dass ich sie alle erledigen muss – oft über Nacht."

Langfristige Auswirkungen ungewiss

Die Frage ist, ob der Wandel in der Arbeitsstruktur auch das Mindset der Branche verändert. Solange Investmentbanken mit Millionengehältern locken, werden viele Nachwuchskräfte bereit sein, sich dem extremen Druck auszusetzen.

Doch der zunehmende Fokus auf Work-Life-Balance und die Konkurrenz durch Tech-Firmen, die ebenfalls Spitzengehälter zahlen, könnten langfristig dazu führen, dass Investmentbanken ihre Arbeitsmodelle überdenken müssen. Bank of Americas Reform ist ein erster Schritt – ob es ein echter Kulturwandel oder nur eine kosmetische Maßnahme ist, wird sich zeigen.

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