06. September, 2024

Politik

Bangladesch lockert kontroverse Quotenregelung nach Studentenprotesten

Bangladesch lockert kontroverse Quotenregelung nach Studentenprotesten

Nach tödlichen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei in Bangladesch hat das oberste Gericht in Dhaka die umstrittene Quotenregelung im Öffentlichen Dienst teilweise zurückgenommen. Die Pläne hatten zu anhaltenden und intensiven Studentenprotesten geführt.

Künftig sollen 93 Prozent der Einstellungen auf Grundlage von Leistung erfolgen, entschied das Gericht nach Angaben des Senders BBC Bangla. Damit kam es zumindest teilweise den Forderungen der protestierenden Studentenschaft nach. Die verbleibenden sieben Prozent der Stellen sollen über eine Quotenregelung primär den Nachkommen von Soldaten vorbehalten sein, die im Jahr 1971 für die Unabhängigkeit des Landes gekämpft haben.

Das frühere System reservierte hingegen 30 Prozent der Stellen für Kriegsveteranen und sah insgesamt eine bevorzugte Behandlung von über der Hälfte der Stellen für bestimmte Gruppen vor. Diese Regelung favorisierte laut Beobachtern Anhänger der langjährigen Premierministerin Sheikh Hasina. In einem Land mit mehr als 170 Millionen Einwohnern, in dem Arbeitslosigkeit und Inflation hoch sind, gelten Regierungsjobs als besonders begehrt und gut bezahlt.

Seit dem Beginn der Proteste am Dienstag, die gewaltsam eskalierten, seien mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen, berichtete BBC Bangla unter Berufung auf die Tageszeitungen 'Prothom Alo' und 'The Daily Star'. Berichte dieser und anderer lokaler Medien waren am Wochenende online schwer zugänglich, da die Regierung Internet-, Telefon- und SMS-Verbindungen weitgehend deaktiviert hatte. Offiziell bestätigte Zahlen der Opfer sind bislang nicht bekannt.

Seit Freitag um Mitternacht gilt eine umfassende Ausgangssperre im Land, und die Armee ist flächendeckend stationiert. Trotz dieser Maßnahmen kam es laut BBC Bangla auch am Samstag noch zu vereinzelten Gewaltausbrüchen. Heute soll die Ausgangssperre zwischen 15 und 17 Uhr (Ortszeit) vorübergehend gelockert werden, damit die Menschen dringende Einkäufe tätigen können.