Ein unwillkommener Vorstoß
Unicredit-Chef Andrea Orcel hat Großes vor: Mit einem Übernahmeangebot in Höhe von zehn Milliarden Euro wollte er die Banco BPM, Italiens drittgrößte Bank, in den Konzern eingliedern.
Doch die Banco BPM lehnte die Offerte rigoros ab. Die Bedingungen, so das Management, spiegelten weder die Profitabilität noch das Wachstumspotenzial der Bank wider. Es war ein klarer Rückschlag für Orcel, der sich in den letzten Jahren als Architekt ambitionierter Fusionen einen Namen gemacht hat.
Wir berichteten bereits:
Die Banco BPM stellte am Dienstag unmissverständlich klar: Das Übernahmeangebot war nicht abgesprochen und füge sich nicht in die strategischen Pläne des Instituts ein.
Der Marktwert, den Unicredit für die Aktien der Banco BPM angesetzt hatte, war aus Sicht des Unternehmens schlicht zu niedrig – ein Vorwurf, den Orcel prompt zurückwies.
Kritik an den finanziellen Konditionen
Im Detail bot Unicredit 0,175 eigene Aktien für jede Banco-BPM-Aktie an. Diese Offerte bewertet den Gesamtkonzern mit rund zehn Milliarden Euro – ein Aufschlag von lediglich 15 Prozent im Vergleich zum Kurs vor der Ankündigung.
Während Orcel betonte, dies sei ein „attraktives Angebot“, sehen Analysten darin eher einen schüchternen Versuch. Immerhin hätte Unicredit ihr eigenes Kapital für die Transaktion um 16 Prozent erhöhen müssen, was bei Investoren auf Skepsis stößt.
Die Banco BPM plant stattdessen, ihren Fokus auf das eigene Wachstum zu legen, einschließlich einer möglichen Übernahme des Vermögensverwalters Anima. Diese strategische Entscheidung unterstreicht den Willen der Bank, unabhängig zu bleiben – zumindest vorerst.
Unicredits Expansionsträume auf der Kippe
Die gescheiterte Übernahmeofferte zeigt auch die Grenzen von Orcels ambitionierter Wachstumsstrategie. Der Unicredit-Chef hatte nicht nur in Italien Übernahmeziele im Visier, sondern auch in Deutschland: Die Commerzbank steht seit Monaten auf der Wunschliste des Italieners.
Doch auch hier bläst ihm ein rauer Wind entgegen. Sowohl die Bundesregierung als auch die Commerzbank selbst haben eine klare Absage erteilt. Das Hauptargument: Eine Übernahme durch Unicredit könnte zu einer schädlichen Abhängigkeit von ausländischem Kapital führen – ein Risiko, das Berlin nicht eingehen will.
Lesen Sie auch:
Finanzminister Jörg Kukies ließ jüngst durchblicken, dass die politische Lage in Deutschland eine solche Transaktion derzeit noch unwahrscheinlicher macht. Mit dem Ende der Ampelkoalition und der Unsicherheit über die künftige Regierungsbildung sinken Orcels Chancen, in Deutschland Fuß zu fassen.
Europas Banken im Wandel
Die Zurückweisung durch Banco BPM und die Schwierigkeiten bei der Commerzbank zeigen, wie angespannt die Lage auf dem europäischen Bankenmarkt ist.
Während kleinere Banken verstärkt nach Fusionspartnern suchen, um in einem zunehmend regulierten und wettbewerbsintensiven Umfeld zu bestehen, sind Großbanken wie Unicredit gezwungen, ihre Expansionsstrategien an die politischen und wirtschaftlichen Realitäten anzupassen.
Italien spielt in dieser Dynamik eine besondere Rolle. Die hochverschuldete Wirtschaft des Landes setzt die heimischen Banken zunehmend unter Druck. Gleichzeitig sorgt die Nähe vieler Institute zu staatlichen Interessen dafür, dass Fusionen und Übernahmen oft auf Widerstand stoßen – sei es aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen.