10. Februar, 2025

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Baltische Staaten vollziehen energiepolitische Kehrtwende

Baltische Staaten vollziehen energiepolitische Kehrtwende

Estland, Lettland und Litauen haben erfolgreich einen entscheidenden Schritt zur Energieunabhängigkeit vollzogen, indem sie ihre Stromnetze in das kontinentaleuropäische System integriert haben. Am Sonntag wurden die baltischen Staaten über die Stromleitung LitPol Link mit Polen verbunden und sind nun Teil des synchron operierenden europäischen Netzes. Diese Maßnahme beendet die jahrzehntelange energiepolitische Abhängigkeit von Russland und Belarus, die aus den Zeiten der Sowjetunion stammte und zuletzt als Sicherheitsrisiko wahrgenommen wurde.

Bereits seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hatten die baltischen Länder ihre Stromimporte aus Russland eingestellt. Mit der Integration in das europäische Verteilernetz kontrollieren die Baltenstaaten nun erstmals eigenständig kritische Parameter wie Frequenz und Spannung. "Ein historischer Moment", kommentierte Litauens Präsident Gitanas Nauseda in Vilnius stolz, im Beisein der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und den Staatsoberhäuptern aus Estland, Lettland und Polen.

Die Abkopplung von Russland und Belarus geschah in symbolisch schneller Abfolge: erst Litauen, dann folgten Lettland und Estland. Der Übergang in den Inselmodus für Testzwecke dauerte nur einen Tag, bevor die vollständige Eingliederung in das europäische System erfolgte, das 400 Millionen Verbraucher in 26 Ländern verbindet. Polens Präsident Andrzej Duda lobte den richtungsweisenden Schritt: "Es ist der letzte Schritt zur Emanzipation aus der postsowjetischen Abhängigkeitssphäre - im Energiesektor."

Der beschleunigte Umsetzungsprozess, dessen Initialzündung Russlands Krieg in der Ukraine war, wurde maßgeblich von der EU mitfinanziert. Die Infrastrukturkosten beliefen sich auf etwa 1,6 Milliarden Euro. Ukraine und Moldau hatten ebenfalls nach Kriegsbeginn den Anschluss an das europäische Netz gesucht und vollzogen.