Seit Mittwochabend sorgt ein 20-stündiger Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) für erhebliche Beeinträchtigungen im Bahnverkehr. Vor allem am heutigen Donnerstag werden die Auswirkungen für Fahrgäste spürbar sein. In der Nacht und am frühen Morgen sind kaum Züge in Betrieb, was vor allem Pendlerinnen und Pendler vor Probleme stellt. Die Bahn geht davon aus, dass in manchen Regionen kein Regionalzug unterwegs sein wird und auch der S-Bahn-Verkehr in größeren Städten betroffen sein könnte.
Im Fernverkehr rechnet die Bahn sogar mit dem Ausfall von über 80 Prozent der ICE- und IC-Züge. Auch der Güterverkehr wird in Mitleidenschaft gezogen, da mit einem Rückstau von mehreren hundert Güterzügen gerechnet wird. Die Bahn schätzt, dass es mehrere Tage dauern wird, diesen Stau abzubauen.
Der Warnstreik der GDL ist der erste Arbeitskampf im laufenden Tarifkonflikt. Die Gewerkschaft fordert eine Gehaltserhöhung in Höhe von 555 Euro pro Monat, eine Inflationsausgleichsprämie und eine Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter. Die Bahn hält diese Forderungen jedoch für unerfüllbar. In der ersten Tarifrunde wurde den Arbeitnehmern eine Entgelterhöhung von elf Prozent in Aussicht gestellt, aber kein Angebot zur Arbeitszeit gemacht.
Trotz der Differenzen hatten sich beide Seiten auf weitere Verhandlungstermine geeinigt, die zunächst im Wochentakt stattfinden sollten. Die für diesen Donnerstag und Freitag geplante Gesprächsrunde wurde jedoch aufgrund der überraschenden Streikankündigung der GDL abgesagt. Wann die Verhandlungen fortgesetzt werden, ist bisher unklar. Beide Seiten werfen einander vor, getroffene Vereinbarungen nicht einzuhalten.
Die GDL hat für heute zwei Kundgebungen angekündigt - eine in Berlin vor dem ursprünglich geplanten Verhandlungsort und eine weitere in Schwerin gemeinsam mit dem Deutschen Beamtenbund (dbb).
Quelle: Handelsblatt