22. Februar, 2025

Wirtschaft

Bahn und EVG einigen sich – Warnstreiks vorerst abgewendet

Nach zähen Verhandlungen in Berlin haben die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft EVG einen neuen Tarifvertrag abgeschlossen. Für Fahrgäste bedeutet das: keine Streiks – zumindest bis 2026. Doch hinter der Einigung steckt weit mehr als bloßer Burgfrieden.

Bahn und EVG einigen sich – Warnstreiks vorerst abgewendet
Nach intensiven Verhandlungen haben sich Bahn und EVG geeinigt – Warnstreiks sind vorerst abgewendet. Doch die Frage bleibt: Wer hat sich wirklich durchgesetzt?

Ein Abschluss unter Zeitdruck

Es war ein Verhandlungsmarathon, der sich über mehrere Tage erstreckte – doch nun steht der neue Tarifvertrag für rund 192.000 Bahn-Mitarbeiter. Die Einigung kommt keine Sekunde zu früh: Der bisherige Vertrag läuft Ende März aus, und ein Scheitern hätte Warnstreiks bereits im April wahrscheinlich gemacht.

Dass es diesmal gar nicht erst zum Arbeitskampf kam, ist eine Seltenheit. Zuletzt gelang das 2016. Die Gewerkschaft EVG, die mit Forderungen von insgesamt 10,2 Prozent mehr Einkommen und zusätzlichen freien Tagen in die Gespräche ging, hatte früh signalisiert, dass sie eine schnelle Einigung anstrebt – nicht zuletzt, um vor der Bundestagswahl Klarheit zu schaffen.

Was hat die EVG durchgesetzt?

Noch sind nicht alle Details bekannt, doch klar ist: Die Gewerkschaft forderte neben der Lohnerhöhung auch eine Beschäftigungsgarantie bis 2027. Die Bahn wiederum drängte auf eine lange Vertragslaufzeit für mehr Planungssicherheit.

Die große Frage bleibt: Hat die EVG ihre Forderungen weitgehend durchgebracht oder mussten Kompromisse her? Die Antwort darauf werden Bahn-Beschäftigte und Fahrgäste gleichermaßen genau analysieren.

Trotz der Tarifeinigung kämpft die Bahn weiterhin mit Verspätungen, Investitionsstau und wirtschaftlichen Problemen. Ob das Sanierungsprogramm „S3“ die Wende bringt, bleibt ungewiss.

Stabilität für die Bahn – aber zu welchem Preis?

Für die Deutsche Bahn ist die Einigung ein Erfolg, aber keine Entwarnung. Der Konzern kämpft mit massiven Problemen:

Pünktlichkeitskrise: Im vergangenen Jahr waren nur 62,5 Prozent der Fernverkehrszüge pünktlich – ein historischer Tiefpunkt.
Marodes Schienennetz: Bis 2030 sollen 41 Hauptverkehrskorridore saniert werden – eine Mammutaufgabe.
Wirtschaftliche Schieflage: Besonders die Güterverkehrssparte DB Cargo steckt tief in der Krise und plant den Abbau von 5.000 Stellen bis 2029.

Die Bahn hat mit dem Sanierungsprogramm „S3“ eine Wende bis 2027 angekündigt. Doch ohne eine funktionierende Infrastruktur und ein wirtschaftlich solides Fundament bleibt das Ziel fraglich.

Nächster Tarifkonflikt vorprogrammiert?

Während sich Bahnreisende bis mindestens März 2026 auf ein streikfreies Netz einstellen können, zeichnet sich bereits der nächste Konflikt ab. Die Lokführergewerkschaft GDL, bekannt für harte Streiks, verhandelt erneut Anfang 2026. Und mit ihr sind Arbeitskämpfe oft unvermeidlich.

Auch die politische Unsicherheit könnte neue Diskussionen anstoßen. Eine unionsgeführte Bundesregierung plant, Netz und Betrieb der Bahn zu trennen – ein Schritt, den die EVG vehement ablehnt. Die Zukunft der Bahn bleibt also auch nach diesem Tarifabschluss alles andere als ruhig.

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