BAE Systems profitiert von geopolitischer Unsicherheit
BAE Systems steht aktuell dort, wo Rüstungsunternehmen in Krisenzeiten oft stehen: im Zentrum einer global steigenden Nachfrage. Regierungen weltweit stocken ihre Verteidigungsbudgets auf, und der britische Konzern liefert.

Mit einem Rekordauftragsbestand von 78 Milliarden Pfund (93,8 Milliarden Euro) sichert sich BAE Systems eine langfristige Umsatzbasis. Insbesondere Verträge mit Australien und anderen internationalen Partnern haben die Auftragsbücher gefüllt.
Die Zahlen für 2024 sind entsprechend stark: Der Umsatz kletterte um 14 Prozent auf 28,3 Milliarden Pfund, der operative Gewinn zog im gleichen Maß auf 3 Milliarden Pfund an. Auch unter dem Strich blieb ein Gewinn von 2 Milliarden Pfund – ein Plus gegenüber dem Vorjahr.
Anleger reagieren mit Gewinnmitnahmen
Doch trotz dieser beeindruckenden Bilanz verlor die BAE-Aktie nach Bekanntgabe der Zahlen zeitweise 0,72 Prozent und notierte bei 13,27 Pfund. Ein klassisches Beispiel für eine Börsenreaktion, die nicht mit der wirtschaftlichen Realität eines Unternehmens übereinstimmt.
Der Grund: Viele Investoren hatten bereits auf einen Boom bei Rüstungskonzernen gesetzt – und ihre Gewinne nun realisiert. Schließlich war die Aktie seit Mitte Februar stark gestiegen.
Konkurrenzkampf: Warum Rheinmetall weiter im Fokus steht
Ein Blick auf die Konkurrenz zeigt, dass nicht alle Rüstungsaktien im gleichen Tempo profitieren. Während Rheinmetall seit Beginn des Ukraine-Krieges um fast 900 Prozent zugelegt hat, steht das Plus bei BAE Systems bei vergleichsweise „bescheidenen“ 120 Prozent.
Hier zeigt sich ein Muster: Europäische Staaten setzen bei der Aufrüstung verstärkt auf heimische Anbieter. Deutschland etwa hat sich klar für Rheinmetall und andere europäische Hersteller positioniert, während BAE Systems stärker auf internationale Verträge angewiesen ist.
Die Trump-Faktor: Was bedeutet eine zweite Amtszeit für BAE?
Der Wahlsieg von Donald Trump hat die Debatte um NATO-Verteidigungsausgaben erneut entfacht. Der frühere und neue US-Präsident macht keinen Hehl daraus, dass er Europa in die Pflicht nehmen will. Wenn die NATO-Staaten ihre Militärausgaben weiter hochschrauben, könnte das auch BAE Systems zugutekommen.
Hinzu kommt: Die USA selbst sind einer der wichtigsten Kunden von BAE. Sollte die neue US-Regierung ihre Verteidigungsausgaben noch stärker erhöhen, könnte dies eine zweite Welle der Nachfrage auslösen.
Zukunftsaussichten: Kampfjet-Projekt als Gamechanger?
BAE Systems ist längst nicht mehr nur ein klassischer Waffenproduzent. Der Konzern investiert in die Zukunft der Kriegsführung und entwickelt gemeinsam mit Leonardo (Italien) und Mitsubishi Heavy Industries (Japan) einen Kampfjet der sechsten Generation.
Dieses Großprojekt könnte für BAE Systems langfristig den entscheidenden Vorteil bringen. Doch bis zur Serienreife wird es dauern – und an der Börse zählt vor allem der kurzfristige Erfolg.
Das könnte Sie auch interessieren:
