Ein anderer Weg zum juristischen Beruf
Das klassische Jurastudium in Deutschland gilt als eines der anspruchsvollsten und längsten Studiengänge – ein Durchlauf mit Fallstricken. Zwei Staatsexamen und ein zweijähriges Referendariat setzen angehenden Juristen nicht nur akademisch, sondern auch psychologisch zu.
Doch was, wenn dieser Weg nicht der einzige ist? Der Bachelor of Laws (LL.B.) bietet eine Alternative, die von immer mehr Universitäten in Deutschland angeboten wird. Doch ist diese Option wirklich gleichwertig?
Die Struktur des LL.B.
Während das klassische Jurastudium auf die beiden Staatsexamina hinarbeitet, orientiert sich der Bachelor of Laws am Prinzip eines regulären Bachelorstudiums.
Meist in Kombination mit Wirtschaft oder Management vermittelt der LL.B. grundlegende juristische Kenntnisse, ohne jedoch den Zugang zu den traditionellen juristischen Berufen – Richter, Staatsanwalt oder Anwalt – zu ermöglichen. Damit eröffnet der Abschluss berufliche Perspektiven in Bereichen wie Unternehmensberatung, Verbänden oder im gehobenen Verwaltungsdienst.
„Der Bachelor ist eine wertvolle Alternative für diejenigen, die sich sicher sind, nicht in klassischen juristischen Berufen arbeiten zu wollen“, erklärt Dr. Martina Böhm, Studienberaterin an der Universität Potsdam.
Kürzere Studiendauer – aber mit geringeren Verdienstmöglichkeiten
Ein entscheidender Vorteil des LL.B. ist die deutlich kürzere Studiendauer. Während ein Volljurist in der Regel sieben bis acht Jahre bis zur Berufsqualifikation benötigt, ist der LL.B. meist in drei Jahren abgeschlossen.
Diese Zeitersparnis wird jedoch durch niedrigere Gehaltsaussichten relativiert. Ein Berufseinsteiger mit Bachelor of Laws verdient im Schnitt rund 3400 Euro monatlich, während Volljuristen etwa 4600 Euro erhalten.
Dennoch bleibt der Bachelor für viele attraktiv. „Wer sich auf Wirtschaftsjura oder andere Nischenbereiche spezialisiert, kann auch mit einem Bachelor ein sehr konkurrenzfähiges Gehalt erzielen“, sagt Dr. Böhm.
Die Debatte um den integrierten Bachelor
Ein weiteres Modell, das seit einigen Jahren an deutschen Universitäten eingeführt wird, ist der integrierte Bachelor. Hier erhalten Studierende zusätzlich zum klassischen Jurastudium nach Erfüllung bestimmter Voraussetzungen einen Bachelorabschluss – unabhängig vom Bestehen des Staatsexamens. Universitäten wie die Freie Universität Berlin oder die Europa-Universität Viadrina bieten dieses Konzept bereits an.
Während Befürworter wie der Bundesverband Rechtswissenschaftlicher Fachschaften (BRF) den integrierten Bachelor als psychologische Entlastung für die Studierenden loben, kritisieren konservative Stimmen, dass dieser Abschluss das Staatsexamen entwerte.
„Ein solcher Bachelor könnte die Qualität des deutschen Rechtssystems gefährden“, warnt Tiziana Chiusi, Vorsitzende des Deutschen Juristen-Fakultätentages.
Internationale Perspektiven
In anderen Ländern, wie Großbritannien, ist der Bachelor of Laws längst Standard. Dort dauert das Jurastudium drei Jahre, gefolgt von einer spezialisierten Berufsausbildung.
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Ein System, das sowohl für Studierende als auch für Arbeitgeber klare Strukturen bietet. Doch der LL.B. in Deutschland bleibt weiterhin umstritten, da das deutsche Rechtssystem andere Anforderungen an die juristische Praxis stellt.
Eine sinnvolle Ergänzung, aber keine Konkurrenz
Der Bachelor of Laws ist eine wertvolle Ergänzung zur juristischen Bildungslandschaft in Deutschland. Er bietet Studierenden, die keine klassische juristische Karriere anstreben, eine praxisorientierte und schnellere Alternative.
Doch der LL.B. bleibt eine Ergänzung – nicht zuletzt wegen der weiterhin hohen Nachfrage nach Volljuristen auf dem Arbeitsmarkt. Die Integration des Bachelors in das klassische Studium könnte die Attraktivität und Flexibilität des juristischen Bildungswegs in Deutschland jedoch weiter erhöhen.