Der britische Versicherungsgigant Aviva wendet sich direkt an die Aktionäre von Direct Line, um Unterstützung für ein Übernahmeangebot zu gewinnen, nachdem das ursprüngliche Angebot in Höhe von 3,3 Milliarden Pfund von der Direct Line-Führung unter der Leitung von Danuta Gray zurückgewiesen wurde. Diese strategische Initiative könnte den Weg für ein mögliches feindliches Übernahmeangebot ebnen, sollte der Verwaltungsrat von Direct Line ein erwartetes zweites Angebot ablehnen. In einem solchen Szenario würde Aviva vorhandene Bedenken seitens des Boards und der Mitarbeiter umgehen und direkt mit den Aktionären interagieren, um die Übernahme voranzutreiben. Analysten der City prognostizieren, dass Aviva sein Angebot auf 3,5 Milliarden Pfund erhöhen müsste, um tatsächlich den Erwerb der Firma zu sichern. Jüngst hatte Direct Line ein Angebot von 250 Pence pro Aktie als "höchst opportunistisch und erheblich unterbewertet" abgetan. Für diese Gebot hieße es, dass Direct Line mit 3,3 Milliarden Pfund bewertet würde, während Analysten von Panmure Liberum meinen, ein Angebot von 265 Pence pro Aktie könnte den Deal besiegeln. Obendrein haben sich Aktien der im FTSE 250 notierten Gruppe am Donnerstag um 44 Prozent auf 224 Pence erholt, was unter dem Angebotswert liegt und darauf hindeutet, dass Investoren skeptisch sind, ob der Deal zustande kommt. Zudem könnte der potenzielle Zusammenschluss aufgrund der Marktstellung kartellrechtliche Bedenken wecken, da er die Gruppe zum größten Anbieter für Hausversicherungen im Land machen würde und im Bereich der Kfz-Versicherungen Rang zwei hinter Admiral einnehmen würde. Der CEO von Direct Line, Adam Winslow, hat bereits die zweite Übernahmeoffensive innerhalb eines Jahres abgewendet, nachdem er vor sechs Monaten schon ein Angebot des belgischen Versicherers Ageas zurückgewiesen hatte. Analysten glauben jedoch, dass ein Angebot von etwa 265 Pence pro Aktie die Unterstützung der Aktionäre für Avivas Angebot sichern könnte. Avivas aktueller Vorschlag umfasst 112,5 Pence in bar und 0,282 neue Aviva-Aktien für jede Direct Line Aktie. Laut Aviva stellt dies einen nahezu 60-prozentigen Aufschlag auf den Aktienkurs von Direct Line dar, der vor Bekanntwerden des Angebots galt.