Aviva hat ein Übernahmeangebot über 3,4 Milliarden Pfund für den Rivalen Direct Line gestartet, was zur Entstehung des größten Autoversicherers Großbritanniens führen könnte. Aviva bestätigte, dass es ein Angebot von 250 Pence pro Aktie gemacht hat, was einem Aufschlag von 59,7 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Abend entspricht, nachdem Bloomberg darüber berichtet hatte. Am Mittwoch schlossen die Aktien von Direct Line bei 159 Pence. Das Angebot besteht aus einer Mischung von Bargeld und Aviva-Aktien.
Diese Transaktion könnte als das bedeutendste Übernahmegefecht zwischen gelisteten Londoner Unternehmen seit Jahren betrachtet werden, nachdem viele Unternehmen durch verschuldete Private-Equity-Akquisitionen von der Börse genommen wurden. Die Fusion würde zwei der Hauptakteure im Versicherungsmarkt vereinen und dürfte als wesentlicher Test für die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (CMA) gelten, die zunehmend unter Druck steht, fusionstechnische Projekte zu fördern, die das Wirtschaftswachstum ankurbeln.
Den Investoren wurde von Aviva mitgeteilt, dass das Board von Direct Line das Angebot entschieden als 'wesentlich unterbewertet' ablehnte und jede weitere Verhandlung mit Aviva ablehnte. Direct Line beschrieb das Angebot als 'unaufgefordert, indikativ und bedingt'. Das Board erklärte, dass das Angebot 'hochopportunistisch' sei und es erhebliches Vertrauen in das neu etablierte Führungsteam und dessen Strategiefähigkeit habe.
In den letzten Tagen haben sich die Vorsitzenden der beiden Boards Berichten zufolge zweimal getroffen, wobei Direct Line die Gründe für die Ablehnung des Angebots erläutert habe. Das Angebot von Aviva ist nicht endgültig, was bedeutet, dass es möglicherweise mit einem höheren Vorschlag zurückkommen könnte.
Aviva erklärte, dass eine Übernahme von Direct Line das Wachstum in Großbritannien beschleunigen und die Gruppe weiter auf kapitalarme Geschäftszweige ausrichten würde. Kunden von Direct Line würden von der umfassenden Stärke und finanziellen Macht von Aviva profitieren. Aviva glaubt, dass eine Übernahme von Direct Line attraktive Renditen für beide Aktionärsgruppen ermöglichen würde, indem sie Werte freisetzt, die für Direct Line allein nicht zugänglich sind. Die Übernahme würde wesentliche Kosten- und Kapitalsynergien beinhalten, die über das bestehende Kostenreduzierungsprogramm von Direct Line hinausgehen.
Aviva ist eines der größten Versicherungsunternehmen Großbritanniens mit 19,2 Millionen Kunden in Großbritannien, Irland und Kanada und einem Unternehmenswert von 13,2 Milliarden Pfund. Es bietet neben Versicherungen auch Vermögensverwaltung und Altersvorsorge an. Direct Line besitzt 9,4 Millionen aktive Policen in den Bereichen Auto-, Haus- und Pannenversicherung und führt daneben auch den bekannten Autoversicherer Churchill unter seinem Dach.