Der britische Markt für Autofinanzierungen steht vor erheblichen Herausforderungen, nachdem die oberste Finanzaufsicht des Landes, die Financial Conduct Authority (FCA), Pläne verkündet hat, den Finanzunternehmen mehr Zeit zur Bearbeitung einer erwarteten Flut von Verbraucherbeschwerden einzuräumen. Diese Maßnahmen folgen auf ein wegweisendes Urteil des Berufungsgerichts, das die Praxis der provisionsbasierten Zahlungen an Autohändler ohne Einholung des ausdrücklichen Einverständnisses der Kunden als ungesetzlich erklärte. Die betroffenen Banken wollen gegen das Urteil Berufung einlegen. Die FCA hat signalisiert, den Obersten Gerichtshof um eine zügige Entscheidung hinsichtlich der Zulassung der Berufung zu bitten, da die Folgen eines Urteils weitreichende Auswirkungen auf den Markt und die Verbraucher haben könnten. Zudem erwägt die FCA eine Einschaltung in das Verfahren, um ihre Fachkenntnisse einzubringen. Autofinanzierungsunternehmen wird nahegelegt, finanzielle Rückstellungen zu bilden, um den erwarteten Beschwerdeflut gemäß den gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden. Der Vorsitzende der FCA, Nikhil Rathi, und der Aufsichtsratsvorsitzende Ashley Alder werden sich voraussichtlich zum Thema äußern, wenn sie vor dem Finanzausschuss des Oberhauses auftreten. Die Branche geriet bereits im Januar in Turbulenzen, als die FCA Provisionen untersuchte, die Autohäuser dazu verleiteten, Kunden zu höheren Finanzierungssätzen zu bewegen, eine Praxis, die seit 2021 verboten ist. Dies hat zu einer Welle von Verbraucherbeschwerden geführt, die oft über spezialisierte Beschwerdebüros eingereicht werden. Das jüngste Urteil betrifft umfassender die Branche und stellt auch feste Gebühren in Frage, sofern diese nicht ordnungsgemäß offengelegt wurden. Analysten warnen vor möglichen erheblichen Entschädigungskosten für Banken, die über die initialen Schätzungen von bis zu 16 Milliarden Pfund hinausschießen könnten, was Vergleiche mit der PPI-Versicherungsskandal hervorruft, der die Banken 50 Milliarden Pfund kostete. Nach Gesprächen mit 63 Kreditgebern und Verbrauchervertretern äußerte die FCA Besorgnis über eine mögliche Beeinträchtigung der Kreditverfügbarkeit für Autokäufe. Einige Kreditgeber haben sich bereits vorübergehend aus dem Markt zurückgezogen. Die geplante Fristverlängerung könnte dabei helfen, inkonsistente und ineffiziente Beschwerdeergebnisse für Verbraucher, Autofinanzierungsunternehmen und den Markt zu verhindern. Details zu der Ausweitung sollen in den nächsten zwei Wochen veröffentlicht werden und mindestens bis zur Klärung der Berufungsfrage durch das höchste Gericht gelten. Historisch gesehen war die Autofinanzierung ein profitables Geschäft für Autohersteller. Im vergangenen Jahr wurden 52 Milliarden Pfund an Krediten ausgegeben. Doch nun sehen sich viele Unternehmen mit historischen Fehlverkaufsansprüchen konfrontiert, die unter den damaligen FCA-Richtlinien erlaubt waren. Die FCA betonte indes, dass zugelassene Unternehmen neben den regulatorischen auch die gesetzlichen Anforderungen erfüllen müssen und die Rechtsprechung den Gerichten obliegt.