Australiens Geburtenrate erreichte im vergangenen Monat ein Rekordtief, ein Phänomen, das Demographen auf die Sorge jüngerer Bürger über den Klimawandel und die hohen Kosten für Wohneigentum zurückführen. Doch auch die teuren Kinderbetreuungskosten gelten als erheblicher Hemmschuh für junge Paare, sich für Familienzuwachs zu entscheiden.
Die australische Verbraucherkommission (ACCC) argumentiert, dass das Land einige der teuersten Kindertagesstätten in der OECD habe, wobei die Gebühren zwischen 2018 und 2022 doppelt so stark stiegen wie in vergleichbaren Ländern. Laut OECD-Daten aus den Jahren 2020 und 2021 wenden australische Eltern mit zwei Kindern unter drei Jahren in Vollzeitbetreuung etwa 60 Prozent ihres durchschnittlichen Bruttoeinkommens für die Kinderbetreuung auf, verglichen mit einem OECD-Durchschnitt von 26 Prozent. Nur in der Schweiz ist der Anteil der Einkünfte, der für Kinderbetreuungskosten aufgewendet wird, höher.
Diese Situation belastet Unternehmen erheblich, die aufgrund der hohen Betreuungskosten weiter Arbeitnehmerinnen an die Elternschaft verlieren. Einige Unternehmen, darunter der Bergbaukonzern Mineral Resources, setzen auf eigene Betreuungsangebote, um die Mitarbeiterbindung zu erhöhen. Der Bank NAB und dem Biotech-Unternehmen CSL gelang es jedoch nicht, ihre betrieblichen Betreuungsstätten langfristig zu betreiben. Zweifel bleiben, ob die Unternehmen bereit sind, die Kosten solcher Einrichtungen dauerhaft zu tragen.
Neben solchen Maßnahmen versuchen auch Versicherer wie QBE und der Gesundheitsfonds HCF, ihre elterlichen Vorteile zu erweitern, um Arbeitnehmer zu gewinnen und Frauen zur Rückkehr an den Arbeitsplatz zu ermutigen. Doch die grundlegende Herausforderung bleibt ungelöst. Laut Erin Clarke vom e61 Institute konnten bisherige Reformversuche die Erwerbsquote von Frauen bislang nicht steigern, da viele einkommensschwache Familien weiterhin den finanziellen Mehraufwand der Kinderbetreuung als untragbar empfinden.
Premierminister Anthony Albanese bereitet sich für die nächste Bundestagswahl vor und erwägt, ein pauschales Betreuungsentgelt von A$10 bis A$20 pro Tag einzuführen. Ein solcher Schritt würde laut einem Bericht der Productivity Commission jährliche Mehrkosten von A$8,3 Milliarden verursachen – teurer als ein alternativer Vorschlag zur Erhöhung der Subventionen. Georgie Dent, Vorsitzende der Interessengruppe The Parenthood, unterstützt den Vorstoß. Er sei dringend erforderlich, um Herausforderungen wie die niedrige Geburtenrate, verminderte Produktivität und den Mangel an Talenten zu bewältigen.