In einem aktuellen Vortrag an der Australian National University in Canberra erklärte Christopher Kent, stellvertretender Gouverneur der Reserve Bank of Australia (RBA), dass die Auswirkungen der australischen Geldpolitik auf das Bruttoinlandsprodukt und die Inflation ähnlich stark seien wie in anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Dies gelte trotz einer hohen Verschuldung der Haushalte durch variabel verzinste Hypotheken.
Kent betonte, dass das australische Hypothekenmodell den Kreditnehmern Puffer biete, um mit höheren Zinssätzen zurechtzukommen. Dennoch hätten viele Haushalte Schwierigkeiten, da die Zinssätze in den letzten zwei Jahren deutlich gestiegen sind und die Konsumausgaben insgesamt zurückgegangen sind. Nachdem die RBA 2022 den weltweiten Trend der Zinserhöhung begonnen hatte, um der Inflation entgegenzuwirken, blieb der Leitzins mit 4,35% auf einem 13-Jahres-Hoch, jedoch etwa einen Prozentpunkt unter den Spitzenwerten der USA und Neuseelands.
Entgegen der Meinung mancher Ökonomen, dass steigende variable Zinssätze den privaten Konsum dämpfen sollten, stellte Kent klar, dass die Geldpolitik in Australien nicht schneller oder effektiver wirkt als in anderen Ländern. Die Analyse der Wirkung geldpolitischer Maßnahmen erfolgte anhand makroökonomischer Modelle, die vergleichbare Effekte in verschiedenen Volkswirtschaften aufzeigen.
Kent ging auch auf die Orientierungshilfen der RBA ein, die in der Regel weniger häufig und weniger explizit als bei anderen Zentralbanken erfolgen. Dies sei darauf zurückzuführen, dass eine klare Reaktionsfunktion der Bank keinen zusätzlichen Nutzen von häufigen und expliziten Hinweisen erwarten lässt und möglicherweise nur zu Verwirrung führen könnte.