Dringender Bedarf an Auszubildenden
Wenige Wochen vor dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 1. September zeigt sich der Ausbildungsmarkt in Berlin von einer ungewöhnlichen Seite: Trotz 15.390 gemeldeten Ausbildungsplätzen sind noch immer mindestens 7145 Stellen unbesetzt.
Dies entspricht fast der Hälfte aller angebotenen Positionen und wirft Fragen nach den Ursachen dieser Entwicklungen auf.
Qualitätsmangel bei Bewerbungen?
Obwohl sich über 20.100 Interessenten auf die ausgeschriebenen Lehrstellen beworben haben, beklagen viele Unternehmen einen Mangel an passenden Kandidaten.
Eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin offenbart, dass 68 Prozent der befragten Betriebe die Qualität der eingegangenen Bewerbungen als unzureichend einschätzen. Dies deutet auf eine Diskrepanz zwischen den Anforderungen der Wirtschaft und den Qualifikationen der Bewerber hin.
Der öffentliche Dienst sucht aktiv
Insbesondere der öffentliche Dienst zeigt einen hohen Bedarf an neuen Kräften: Fast 800 Ausbildungsstellen sind hier noch zu vergeben.
Dies spiegelt sich auch in anderen Sektoren wider, wie im Handwerk mit 1493 offenen Stellen und in der Gesundheitsbranche, wo Ärzte- und Zahnärztekammern zusammen über 270 unbesetzte Lehrstellen melden.
Persönliches Engagement zählt
Thomas Hentschel, Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft IG Bau, betont die Chancen für Spätentschlossene.
Er rät dazu, die Initiative zu ergreifen und direkt bei den Betrieben vorstellig zu werden – oft zähle der persönliche Eindruck mehr als die Schulnoten. Diese direkte Herangehensweise könnte besonders in handwerklichen und technischen Berufen den Unterschied machen.
Langfristige Karriereperspektiven
Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt zeigt nicht nur kurzfristige Herausforderungen, sondern auch langfristige Chancen. Hentschel ermutigt dazu, das Angebot einer Ausbildung nicht zugunsten kurzfristiger Jobangebote als Hilfskraft abzulehnen. Qualifizierte Ausbildungen können Türen zu weiterführenden Karrieren wie Techniker- oder Meisterpositionen öffnen.