19. Dezember, 2024

Energy

Atomstrom-Rekord: Deutschlands Abhängigkeit von Nachbarn eskaliert

Nach dem Atomausstieg sieht sich Deutschland gezwungen, so viel Atomenergie wie nie zuvor zu importieren. Eine Entwicklung, die die Energieversorgung auf eine harte Probe stellt – und bei Experten Alarm auslöst.

Atomstrom-Rekord: Deutschlands Abhängigkeit von Nachbarn eskaliert
Frankreich als Rettungsanker: Bis zu 80 % des aus Frankreich importierten Stroms stammt aus Kernkraftwerken – ein Widerspruch zu Deutschlands grünem Image.

Deutschlands neuer Atomstrom-Hunger

Deutschland importiert so viel Strom aus ausländischen Kernkraftwerken wie nie zuvor. Mit 16,5 Milliarden Kilowattstunden – fast der Hälfte des gesamten Stromimports – dominiert Atomenergie den deutschen Energiemix aus dem Ausland. Besonders auffällig: Der Großteil dieser Energie stammt aus Frankreich, wo Kernkraftwerke bis zu 80 Prozent der Stromproduktion ausmachen.

Für eine Nation, die sich mit dem Ausstieg aus der Atomkraft brüstet, erscheint dies paradox. Noch vor wenigen Jahren exportierte Deutschland Strom und galt als europäisches Vorbild für eine grüne Energiewende.

Doch das Bild hat sich gewandelt. Sobald Wind und Sonne nicht liefern, bleibt Deutschland nur die Möglichkeit, teuer Strom aus dem Ausland zuzukaufen.

Teure Energie: Wenn die Sonne nicht scheint

Der Preis für die einseitige Abhängigkeit von erneuerbaren Energien zeigt sich deutlich: Im November erreichte der Börsenstrompreis in Deutschland alarmierende 800 Euro pro Megawattstunde. Das sind Rekordwerte, die nicht nur Unternehmen, sondern auch Privathaushalte belasten.

Deutschland importiert 16,5 Milliarden Kilowattstunden Atomstrom – fast die Hälfte der gesamten Stromimporte – trotz des eigenen Atomausstiegs.

Die Ursachen liegen auf der Hand: Während die Bundesregierung die Atomkraftwerke abschaltete, hinkt der Ausbau der erneuerbaren Energien den ambitionierten Zielen hinterher.

Zudem sind Sonne und Wind wetterabhängig, was besonders im Winter zu massiven Engpässen führt. Der Rest wird durch fossile Energieträger und Importe ausgeglichen – zu hohen Preisen und oft zu Lasten der Klimabilanz. Energie-Ökonom Manuel Frondel bringt es auf den Punkt:

„Durch die Abschaltung der AKW hat sich Deutschland gegenüber den Nachbarländern ziemlich egozentrisch gezeigt. Es verlässt sich darauf, dass andere Länder die entstandenen Stromdefizite ausgleichen.“

Frankreich wird zum Rettungsanker

Der größte Profiteur dieser Entwicklung ist Frankreich. Während Deutschland auf erneuerbare Energien setzt, hält unser Nachbarland an der Atomkraft fest. Die französischen Kernkraftwerke versorgen nicht nur das eigene Land zuverlässig mit Strom, sondern kompensieren zunehmend Deutschlands Engpässe. Allein 2024 hat sich der Import von französischem Strom in das deutsche Netz mehr als verdoppelt.


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Das ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch brisant. Die deutsche Energiewende, einst ein Symbol für Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit, gerät durch diese Entwicklung zunehmend in die Kritik.

Kritiker werfen der Bundesregierung vor, sich von der Realität entfernt zu haben. Statt eigenständig eine zuverlässige Energieversorgung sicherzustellen, wird das Risiko auf die Nachbarländer verlagert.

Energiekrise statt Energiewende?

Die Situation wirft grundlegende Fragen auf: War der Atomausstieg überstürzt? Kann Deutschland seine Energieziele überhaupt erreichen, ohne eine stabile Versorgung zu gefährden? Experten wie Frondel fordern ein Umdenken.