11. Februar, 2025

Politik

Atomkraft-Debatte: Söder will Reaktoren reaktivieren

Atomkraft-Debatte: Söder will Reaktoren reaktivieren

In einer überraschenden Wendung der Energiepolitik hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder die unverzügliche Reaktivierung der 2023 in Deutschland stillgelegten Atomkraftwerke Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 angeregt. Laut Söder sei die Maßnahme notwendig, um eine mindestens zehnjährige Stabilität der regionalen Stromnetze zu gewährleisten. Diese Aussage fiel im Anschluss an eine Kabinettssitzung in München. Die Kraftwerke befinden sich in Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg.

Der Vorschlag stößt jedoch auf erheblichen Widerstand. Technische Experten hätten bestätigt, dass eine Reaktivierung kurzfristig möglich sei, betonte Söder. Doch verweist er dabei selbst darauf, dass seine Informationen von offiziellen Stellungnahmen der Betreiber abweichen. Diese hatten zuletzt erklärt, dass der Rückbau weit fortgeschritten sei und damit eine Wiederinbetriebnahme nicht in Betracht komme. Preussen Elektra, Betreiber von Isar 2, hält an dieser Position fest, da der Rückbau bereits begonnen habe und die Rückkehr zu einem aktiven Betrieb als nicht realisierbar gilt.

Umweltministerin Thekla Walker aus Baden-Württemberg zeigte sich skeptisch und zweifelte an Söders Glaubwürdigkeit, forderte jedoch zur Offenlegung der von ihm erwähnten Quellen auf. Sie erinnerte daran, dass die Spitzen der Betreiberunternehmen zuletzt unisono einen irreversiblen Rückbau kommuniziert haben. Währenddessen führten Vertreter der Grünen und der SPD an, dass dieser Vorstoß in die "Atom-Träumerei" Risiken berge, ohne tatsächliche Lösungen für den Energiebedarf der Region zu bieten.

Auch das Bundesatomgesetz müsste geändert werden, um Söders Pläne zu realisieren. Einen Zeitrahmen setzte er auf dieses und nächstes Jahr, indem die potenziellen Kosten gering seien. Diese Debatte erinnert an die Kontroversen des Jahres 2022, in denen um mögliche Laufzeitverlängerungen gestritten wurde. Die Bundesatomaufsicht zeigte sich hinsichtlich fehlender Sicherheitsüberprüfungen skeptisch, während 1988 gebaute Meiler wie Isar 2 als veraltet gelten.

Söder forderte zudem eine geänderte Endlagerdebatte für Atommüll. Eine neue Studie der TU München und des TÜVs, erstellt im Auftrag von SPRIND, suggeriert eine signifikante Reduzierung der Gefahren des Atommülls. Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung reagierte jedoch zurückhaltend auf die Ergebnisse.

Zusätzlich schlug Söder die Errichtung kleiner, fortschrittlicher Reaktoren vor, wie sie in den USA bereits entwickelt werden. Diese sollen als Energielieferanten für Rechenzentren dienen. Die TU München hat hierfür bereits ein Konzept entwickelt und Bayern investiert 100 Millionen Euro in die Kernforschung, was Wissenschaftsminister Markus Blume hervorhob.