22. April, 2025

Politik

Asylkriminalität steigt – die Politik liefert nur eine Strategie

Die Zahl tatverdächtiger Asylbewerber bei Gewaltdelikten ist 2024 deutlich gestiegen. Die Bundesregierung stuft das als „erwartbar“ ein – und bleibt ansonsten erstaunlich passiv. Die InvestmentWeek analysiert Zahlen, Ursachen und die politische Ratlosigkeit dahinter.

Asylkriminalität steigt – die Politik liefert nur eine Strategie
Im Jahr 2024 stieg die Zahl tatverdächtiger Asylmigranten bei Gewaltdelikten stark an – allein bei türkischen Staatsangehörigen um +47,6 %. Die Bundesregierung spricht von einer „erwartbaren Entwicklung“.

Die Statistik ist eindeutig – die Reaktion ernüchternd

Die Zahl der tatverdächtigen Asylbewerber bei Gewaltdelikten ist im Jahr 2024 deutlich angestiegen. Besonders auffällig: Der höchste relative Zuwachs wurde bei türkischen Staatsangehörigen verzeichnet, mit einem Plus von 47,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Ägypter, Ukrainer und Pakistaner folgen mit ebenfalls zweistelligen Zuwachsraten. In absoluten Zahlen führen weiterhin Syrer die Liste an – mit über 7.400 tatverdächtigen Asylmigranten allein im Bereich Gewaltkriminalität.

Das Innenministerium bestätigt die Entwicklung – aber ohne Alarmismus. Im Gegenteil: Die Zunahme sei „erwartbar“ angesichts der aktuellen Migrationsdynamik und der demographischen Struktur vieler Schutzsuchender, erklärt die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) in einer schriftlichen Stellungnahme.


IW-Faktencheck:

  • +47,6 % mehr tatverdächtige Türken bei Gewaltdelikten
  • +12,4 % mehr tatverdächtige Syrer (absolut größter Anstieg)
  • 13.428 nichtdeutsche, männliche Tatverdächtige (21–24 Jahre)
  • 5.253 deutsche Tatverdächtige derselben Altersgruppe

Die Bundesregierung erklärt – aber sie steuert nicht

Die offizielle Antwort auf die Anfrage des AfD-Abgeordneten Martin Hess ist vor allem eines: technisch korrekt, aber politisch defensiv. Die Rede ist von „multiplen Risikofaktoren“, „demographischen Mustern“ und „soziostrukturellen Belastungen“ – nicht von strategischer Anpassung oder konsequentem Handeln.

In der Altersgruppe der 21- bis 24-jährigen Männer waren 2024 fast dreimal so viele Nichtdeutsche (13.428) wie Deutsche (5.253) wegen Gewaltkriminalität tatverdächtig.

Dass die Altersgruppe junger Männer überproportional häufig in der Kriminalitätsstatistik auftaucht, ist kein neues Phänomen. Dass bestimmte Herkunftsländer darin auffällig überrepräsentiert sind, auch nicht. Und doch wirkt die Bundesregierung in ihrer Antwort wie ein Beobachter, nicht wie ein Gestalter.

Wenn Strukturprobleme als Naturgesetz verkauft werden

Die nüchterne Analyse reicht nicht aus, wenn Vertrauen in staatliches Handeln schwindet. Wer steigende Kriminalität als „erwartbar“ beschreibt, muss auch erklären, welche politischen Maßnahmen folgen – nicht nur warum es so gekommen ist.

Die hohe Zahl an Tatverdächtigen aus bestimmten Herkunftsgruppen stellt die Integrationspolitik auf die Probe. Und sie nährt das, was Demokratien am meisten schadet: den Eindruck, dass Probleme erkannt, aber nicht gelöst werden.

Mehr Zahlen, weniger Konzepte

Besonders auffällig ist das Missverhältnis zwischen dem Umfang der statistischen Analyse und dem politischen Willen zur Reaktion. Es gibt keine Hinweise auf ein angepasstes Integrationsmanagement.

Keine Initiative zur besseren Prävention. Keine klare Linie bei der Durchsetzung von Rückführungen. Dabei fordert die Realität längst eine differenzierte, aber entschlossene Migrationsstrategie – jenseits der Reflexe von rechts und links.

Wer die Kontrolle behalten will, braucht mehr als Verständnis

Ein Rechtsstaat muss weder populistisch überziehen noch realitätsfern beschwichtigen. Aber er muss handlungsfähig bleiben. Eine Aussage wie „erwartbare Kriminalität“ wirkt in einem angespannten gesellschaftlichen Klima wie ein Offenbarungseid – nicht wie eine Erklärung.

Die politische Kommunikation läuft Gefahr, Vertrauen zu verlieren. Wer Sicherheit und Ordnung verspricht, muss liefern. Und wer Handlungsbedarf erkennt, darf ihn nicht im Verwaltungsjargon kaschieren. Denn eines ist klar: Die Menschen spüren, wenn der Staat nur noch registriert – aber nicht mehr regiert.

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