Die syrische Hauptstadt Damaskus ist gefallen, Baschar al-Assad hat das Land verlassen – ein Ereignis, das die Region und die Welt erschüttert. Nach über einem Jahrzehnt Bürgerkrieg ist die Zukunft Syriens unklar, und der Sturz Assads löst globale Machtverschiebungen aus.
Wer profitiert, wer verliert, und was bedeutet das für die Menschen in der Region?
Russland: Der Bär wankt
Für den Kreml ist der Sturz Assads eine schmerzhafte Niederlage. Vor neun Jahren rettete Wladimir Putin das Regime mit massiven Luftangriffen, machte Syrien zu einem Eckpfeiler seiner Nahoststrategie und bewies Stärke auf der internationalen Bühne. Doch der Ukraine-Krieg hat Russlands militärische Kapazitäten überdehnt. Assad war schlicht nicht mehr zu halten.
Die Folgen? Russland verliert nicht nur an Glaubwürdigkeit in der Region, sondern riskiert auch den Verlust seiner Militärbasis im syrischen Tartus, einem strategisch unverzichtbaren Knotenpunkt. Erste Gespräche mit den neuen Machthabern laufen, aber ein Comeback in Syrien scheint unwahrscheinlich. Moskaus Image als verlässlicher Partner ist schwer beschädigt.
Türkei: Triumph mit Fragezeichen
Ankaras Rolle im syrischen Machtpoker ist kompliziert. Die Al-Qaida-nahe Rebellenfraktion Hajat Tahrir al-Scham (HTS), die nun Damaskus kontrolliert, gilt als Verbündeter der Türkei.
Präsident Erdoğan könnte vorerst von der neuen Machtkonstellation profitieren, doch dieser Sieg birgt Risiken. Eine von Extremisten geführte Regierung wird weder in der arabischen Welt noch in Europa auf Akzeptanz stoßen.
Zudem drohen Konflikte mit den kurdischen Kräften im Norden Syriens, die von den USA unterstützt werden. Erdoğan steht unter Druck, zwischen seinen Allianzen zu jonglieren, ohne einen Flächenbrand zu riskieren.
Der Iran: Noch ein Schlag ins Kontor
Der Sturz Assads trifft auch Teheran empfindlich. Als enger Verbündeter des syrischen Regimes hatte der Iran viel in den Erhalt der Machtstruktur investiert. Doch mit der Schwächung der Hisbollah-Miliz und anderen iranischen Einflusspunkten in der Region bröckelt das Netz, das Teheran so mühsam aufgebaut hat.
Die Frage ist nun: Wird der Iran verhandlungsbereit – etwa im Atomstreit? Oder eskaliert die Lage weiter, während Teheran nach Wegen sucht, seinen Einfluss zu bewahren? Die Nervosität der Golfstaaten lässt erahnen, dass ein neues Kapitel der Spannungen im Nahen Osten bevorsteht.
USA und Europa: Abwartende Partner
Während Europa sich vor allem Sorgen um mögliche Extremistenherrschaften macht, behalten die USA eine kleine, aber strategisch bedeutende Präsenz in Syrien bei.
Amerikanische Spezialkräfte unterstützen weiterhin kurdische Milizen, was die Spannungen mit der Türkei verschärfen könnte. In Washington entscheidet sich in den kommenden Monaten, wie die USA ihre Politik in der Region neu ausrichten – und ob sie überhaupt aktiv eingreifen wollen.
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