In Kamischli, einer Stadt im Nordosten Syriens, herrscht seit Tagen ein Bild der Verzweiflung und Ungewissheit. Vor Verteilzentren drängen Hunderte Menschen, um Brot zu symbolischen Preisen zu ergattern.
Gleichzeitig toben Kämpfe zwischen rivalisierenden Gruppen, während neue Flüchtlinge eintreffen. Der Sturz von Baschar al-Assad markiert nicht das Ende des syrischen Bürgerkriegs, sondern das nächste Kapitel einer tiefen Krise.
Der Fall Assads: Ein Machtvakuum mit Risiken
Die Nachricht vom Sturz des Assad-Regimes verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Doch die Hoffnung auf Stabilität weicht schnell der Realität: Islamisten dominieren die „Befreiung“ und hinterlassen ein fragiles Machtvakuum.
Besonders die islamistische Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS), die als Ableger von al-Qaida gilt, sorgt für internationale Besorgnis. Ihr Anführer gibt sich zwar gemäßigt, doch Experten zweifeln an einer friedlichen Übergangsphase.
In den von Kurden kontrollierten Regionen, insbesondere im Nordosten, spitzt sich die Lage zu. Türkisch unterstützte Söldner greifen kurdische Stellungen an, unterstützt von Drohnen und schwerer Artillerie. Die Kämpfe um Städte wie Manbidsch zeigen: Syrien bleibt ein Schauplatz geopolitischer Interessen und innerer Konflikte.
Ein Land im Würgegriff von Armut und Korruption
Die wirtschaftliche Lage ist katastrophal. Jahrzehnte von Korruption und Misswirtschaft haben das Land in eine dramatische Wirtschaftskrise gestürzt. Lebensmittel sind kaum erschwinglich, und die Inflation hat das Überleben für Millionen Menschen erschwert.
Die Brutalität des Assad-Regimes hinterließ ein zerrüttetes Land. Zehntausende Menschen verschwanden in Gefängnissen, viele von ihnen kamen nie zurück.
Nun, da die Haftanstalten geöffnet wurden, offenbart sich das Ausmaß der Menschenrechtsverletzungen: Folterspuren und schwer verletzte Überlebende erinnern an die dunkelsten Zeiten.
Flüchtlinge in der Zwickmühle
Während Tausende Flüchtlinge aus Nachbarländern wie dem Libanon zurückkehren, stellt sich die Frage: Was erwartet sie? Viele berichten von grausamen Taten, die die Rückkehr erschweren.
„Die Söldner haben abgetrennte Köpfe auf den Straßen platziert, damit wir nicht zurückkehren“, erzählt ein Geflüchteter aus Tall Rifaat.
Gleichzeitig werden in Städten wie Al-Rakka erneut Flüchtlingsströme registriert. Überfüllte Fahrzeuge mit Habseligkeiten wie Matratzen und Kühlschränken zeugen von der Hoffnungslosigkeit der Menschen, die nirgendwo einen sicheren Platz finden.
Internationale Gemeinschaft unter Druck
Der UN-Sicherheitsrat befasst sich in einer Dringlichkeitssitzung mit der Lage in Syrien. Doch konkrete Lösungen sind nicht in Sicht. Besonders Russland, das Assad bisher unterstützte, versucht nun, Einfluss auf den Übergang zu nehmen. Die internationale Gemeinschaft bleibt skeptisch, ob radikale Gruppen wie die HTS die Macht nachhaltig stabilisieren können.
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