18. Oktober, 2024

Quartalszahlen 2024

ASML-Aktie im Sturzflug: skeptische Zukunft?

Nach einem massiven Einbruch beim Auftragseingang senkt ASML seine Prognosen für 2025 – die Aktie bricht zweistellig ein.

ASML-Aktie im Sturzflug: skeptische Zukunft?
ASML-Aktie bricht um 15 % ein: Der Auftragseingang im dritten Quartal sank überraschend um über die Hälfte – eine ernste Herausforderung für den Chipausrüster.

Die Chipindustrie steht unter Druck, und ASML, einer der wichtigsten Zulieferer für die Branche, bekommt das besonders zu spüren. Der niederländische Konzern, der für seine hochspezialisierten Lithografie-Maschinen zur Chipproduktion bekannt ist, musste am Dienstag eine düstere Bilanz für das dritte Quartal ziehen. Besonders der drastische Einbruch beim Auftragseingang sorgt in der Branche für Nervosität.

ASML announces Q3 2024 financial results
ASML reports €7.5 billion total net sales and €2.1 billion net income in Q3 2024

Im Vergleich zum Vorquartal sind die Bestellungen bei ASML um mehr als die Hälfte auf 2,63 Milliarden Euro eingebrochen. Analysten hatten mit deutlich höheren Zahlen gerechnet, und auch der Markt zeigt sich enttäuscht.

Die Aktie des Unternehmens verlor nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen zeitweise über 15 Prozent an Wert, bevor sie sich leicht stabilisierte.

Schwache Aufträge, aber starker Umsatz

Während der Auftragseingang schwächelt, konnte ASML bei den Umsätzen noch zulegen. Der Nettoumsatz stieg im dritten Quartal um rund 20 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro und lag damit über den Erwartungen der Analysten.

Auch die Bruttomarge übertraf mit 50,8 Prozent die Prognosen, obwohl sie leicht unter den vorherigen Werten lag. Unterm Strich stieg der Gewinn um fast ein Drittel auf 2,08 Milliarden Euro.

Quelle: Eulerpool

Doch trotz dieser positiven Zahlen bei Umsatz und Gewinn bleibt die Sorge groß. Besonders der Auftragseingang, der als Frühindikator für die künftige Geschäftsentwicklung gilt, deutet auf Schwierigkeiten im kommenden Jahr hin. ASML musste daher seine Prognosen für das Jahr 2025 nach unten korrigieren.

Gesenkter Ausblick für 2025

Quelle: Eulerpool

ASML hatte ursprünglich mit einem Nettoumsatz zwischen 30 und 40 Milliarden Euro für 2025 gerechnet, nun liegt die neue Prognose bei 30 bis 35 Milliarden Euro.

Auch bei der Bruttomarge wurde das Ziel gesenkt: Sie soll nun bei 51 bis 53 Prozent liegen, nachdem zuvor Werte zwischen 54 und 56 Prozent erwartet wurden. Die Erwartungen des Marktes, die bisher bei knapp 54 Prozent lagen, wurden damit verfehlt.

Quelle: Eulerpool

Dieser pessimistischere Ausblick belastet nicht nur ASML selbst, sondern die gesamte Chipbranche. Schließlich ist ASML ein entscheidender Ausrüster für große Chiphersteller wie TSMC, Intel und Samsung. Schwächere Aufträge bei ASML könnten ein Hinweis darauf sein, dass die gesamte Branche in den kommenden Jahren langsamer wachsen könnte als bisher erwartet.

Trotz Umsatzsteigerung um 20 %: Die gesenkten Prognosen für 2025 und ein Einbruch bei den Bestellungen trüben das Bild des einstigen Wachstumsstars ASML.

Reaktion an den Börsen

Die Reaktion der Börse ließ nicht lange auf sich warten: Der Kurs der ASML-Aktie brach um mehr als 15 Prozent ein und schloss schließlich bei 668,10 Euro. Auch andere Chipwerte wie ASMI und Infineon gerieten unter Druck und verzeichneten deutliche Kursverluste.

Quelle: Eulerpool

Trotz der schlechten Nachrichten bleibt ASML eines der wichtigsten Unternehmen in der Halbleiterbranche. Seine hochmodernen EUV-Lithografiemaschinen sind für die Produktion von fortschrittlichen Chips unerlässlich, und der Bedarf an diesen Maschinen dürfte langfristig bestehen bleiben. Doch kurzfristig scheinen sich die wirtschaftlichen Aussichten einzutrüben.

Branchenweite Herausforderungen

Der Auftragseinbruch bei ASML spiegelt auch die Unsicherheiten in der globalen Chipindustrie wider. Die Nachfrage nach Halbleitern hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt, insbesondere durch den Boom bei Elektronikgeräten und Cloud-Computing. Doch nun scheint die Dynamik nachzulassen.

Gründe dafür könnten die schwächere Nachfrage in China, geopolitische Spannungen und Unsicherheiten bei den Investitionen in neue Technologien sein.

Zudem stehen viele Chiphersteller vor der Herausforderung, ihre Produktionskapazitäten zu erweitern, um den künftigen Bedarf an Chips für neue Anwendungsbereiche wie künstliche Intelligenz und Elektrofahrzeuge zu decken. Diese Investitionen sind jedoch kostspielig, und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erschweren es, diese Pläne im gewünschten Tempo umzusetzen.

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