19. September, 2024

Wirtschaft

Asiens Zentralbanken: Eine vorsichtige Erleichterung trotz US-Zinssenkungen

Asiens Zentralbanken: Eine vorsichtige Erleichterung trotz US-Zinssenkungen

Nach mehr als zwei Jahren Währungsdruck können Asiens Zentralbanken aufatmen, da die US-Notenbank Federal Reserve die Zinsen voraussichtlich um ein Viertelprozent senken wird. Dies könnte den Weg für eigene geldpolitische Schritte in der Region ebnen, bleibt jedoch eine anspruchsvolle Aufgabe.

Niedrigere Zinsen in den USA verschaffen den Zentralbanken von Jakarta über Seoul bis Mumbai Spielraum für Zinsanpassungen. Bereits jetzt fließt verstärkt Kapital in Schwellenländer Asiens, was deren Währungen stützt.

Die zentrale Frage für die asiatischen Notenbanker ist nun, wie stark sie ihre Zinsen in den kommenden Monaten senken müssen oder ob dies überhaupt notwendig ist. Einige Länder wie Indien und die Philippinen sehen sich inflationsbedingten Risiken ausgesetzt, während Südkorea die finanzielle Stabilität im Blick hat.

Brian Tan, leitender regionaler Volkswirt bei Barclays, betont: "Es wäre ein Fehler zu glauben, dass die politischen Entscheidungsträger der Region nur darauf warten, ihre Geldpolitik zu lockern. Die wirtschaftliche Lage deutet nicht zwingend auf sofortigen Handlungsbedarf hin."

In dieser Woche dürften die Zentralbanken in China, Taiwan und Japan ihre Zinsen halten, während in Indonesien eine Zinssenkung möglich ist. Die Reserve Bank of Australia wird voraussichtlich am 24. September ebenfalls keine Änderungen vornehmen.

Im Oktober erwartet eine Vielzahl von Zentralbanken von Indien bis zu den Philippinen divergierende Entscheidungen. Swap-Märkte preisen eine Senkung der Zinsen um 50 Basispunkte für die Reserve Bank of New Zealand am 9. Oktober ein, und auch für die Reserve Bank of India wird eine Reduktion erwartet.

Für den Rest der Region zeichnet sich ein differenziertes Bild ab. Inflationäre Tendenzen in Indien und den Philippinen dürften dort die Vorsicht der Entscheidungsträger erhöhen. Prognosen gehen von nur einer Senkung um 25 Basispunkte im vierten Quartal aus, so Bangko Sentral ng Pilipinas Gouverneur Eli Remolona.

Ökonomen sehen ebenfalls nur eine Zinssenkung im letzten Quartal des Jahres durch die Zentralbank Südkoreas, die vor allem den Immobilienmarkt in Seoul beobachtet. Auch in Taiwan könnten Immobilienmarktrisiken die Entscheidungsträger vorsichtig stimmen.

Die Bank of Thailand könnte sich am längsten zurückhalten und erst im nächsten Jahr auf Regierungssignale zur Zinssenkung reagieren.

Khoon Gho, Leiter der Asienforschung bei Australia and New Zealand Banking Group, stellt fest: "Nun können sich die Zentralbanken mehr auf die inländischen Besonderheiten konzentrieren, wenn sie ihre geldpolitischen Maßnahmen prüfen."

Zwei Faktoren könnten jedoch das Bild ändern: Eine US-Rezession, die Anleger in sichere Häfen treiben würde, oder ein Wahlausgang in den USA, der protektionistische Maßnahmen nach sich zieht. Doch weder das eine noch das andere Szenario scheint die Kapitalströme nach Asien derzeit zu beeinträchtigen.

Sollte Fed-Chef Jerome Powell weitere Zinssenkungen signalisieren, könnte dies die Kapitalzuflüsse nach Asien weiter anheizen. Taimur Baig, Chefökonom der DBS Group Holdings, meint dazu: "Investoren haben sich für einen sanften Lockerungszyklus in Asien entschieden."