Im Wettlauf um technologische Vorherrschaft auf dem chinesischen Automarkt, der für seine Wettbewerbsintensität bekannt ist, haben nun neben Volkswagen auch führende südkoreanische und japanische Nationalmarken den Schulterschluss mit Technologieunternehmen aus China gesucht. In einer Reihe von bahnbrechenden Kooperationen zeigt sich, dass der Zugang zu fortschrittlicher Technologie als Überlebensstrategie gewählt wird.
Bei der Pekinger Automesse offenbarte Toyota, der nach Verkaufszahlen weltweit größte Autobauer, eine frische Allianz mit Tencent, dem Besitzer der WeChat Superapp. Die Japaner planen, Services für den heimischen Markt zu entwickeln, die Tencents künstliche Intelligenz und Cloud-Software in Toyota-Fahrzeugen integrieren. In ähnlicher Weise verkündete Nissan die Zusammenarbeit mit Baidu, das mit seiner Generative AI die Fahrzeuge des Unternehmens bereichern soll.
Hyundai, dessen Verkäufe in China zuletzt stark zurückgegangen sind, wendet sich ebenfalls chinesischer Expertise zu und will in Zukunft mit CATL Batterien entwickeln, was einer Abkehr vom bisherigen Hauptlieferanten SK On gleichkommt. CATL stellte kürzlich ein neues Produkt vor, welches Elektroautos eine Reichweite von 600 Kilometern mit nur zehn Minuten Ladezeit ermöglichen soll.
Experten und Branchenführer sehen in diesen Partnerschaften einen Trend, in dem multinationale Konzerne zunehmend davon überzeugt sind, dass der Anschluss an chinesische Automobilhersteller, die Elektromobilität und fortschrittliche Technologien priorisieren, nur durch die Integration ebendieser Technologien in die eigenen Fahrzeugmodelle zu halten ist.
So beschrieb Xie Tiandi, ein Sprecher von DJI Auto, der mit VW an Technologien für assistiertes Fahren arbeitet, die gewandelte Situation: Wo chinesische Automobilhersteller einst globalen Playern nacheiferten, treiben sie nun die Veränderungen voran.
Trotz des Widerstands deutscher Größen wie Volkswagen, die durch Investitionen in chinesische Technologieunternehmen wie Horizon Robotics, ThunderSoft und eine Beteiligung am EV-Hersteller Xpeng aufzuholen versuchen, sank der Marktanteil ausländischer Automobilhersteller in China auf das Rekordtief von 40 Prozent im März. Verkaufsdaten neuerer Wochen zeigen, dass reine Elektroautos und Plug-in-Hybride mehr als die Hälfte der Neuwagenverkäufe in China ausmachten - ein bedeutender Meilenstein.
Juergen Reers von der Beratungsfirma Accenture sieht eine zunehmende Notwendigkeit für "engere Zusammenarbeit im Ökosystem", wenn multinationale Autohersteller mit der schnellen Entwicklung hin zu elektrischen Fahrzeugen mit Smart-Features in China Schritt halten wollen.
Die Technologien für autonomes Fahren, insbesondere Lidar und andere Sensortypen, entwickeln sich in China rasant. Bis 2026 könnten laut Counterpoint Research in China eine Million Fahrzeuge mit sogenannter Level-3-Technologie unterwegs sein, was etwa zehn Prozent der Neufahrzeuge ausmachen würde.
Mit dem ersten Quartal 2023, das 11 Prozent mehr hergestellte Fahrzeuge als im Vorjahr verzeichnete und einem Anstieg des EV-Verkaufs um 32 Prozent, scheinen Elektrofahrzeuge die Schwäche des Marktes für Autos mit Verbrennungsmotoren auszugleichen. Zudem verzeichnet China einen Exportanstieg von Fahrzeugen um 33 Prozent im Jahresvergleich.
Die Abhängigkeit von chinesischer Technologie bei ausländischen Automobilherstellern wird jedoch in einer Zeit, in der die USA und EU gegen chinesische Technologie einschreiten und versuchen, von China unabhängige Lieferketten zu schaffen, in deren Heimatmärkten Fragen aufwerfen.
Dennoch, so Tu Le vom Sino Auto Insights, haben die ausländischen Autobauer derzeit keine andere Wahl, als sich chinesischer Technologie zu öffnen, um im lokalen Markt überleben zu können.