Aserbaidschan, Gastgeber der UN-Klimakonferenz COP29, strebt in einem bemerkenswerten Doppelspiel nach einer verstärkten Produktion fossiler Brennstoffe. Dies enthüllte eine aktuelle Analyse. Fast 44 Prozent der Produktion der staatlichen Öl- und Gasgesellschaft Socar sollen bis 2050 aus neuen Öl- und Gasquellen stammen – ein global fast unübertroffener Wert unter den nationalen Ölunternehmen. Diese Prognose basiert auf Daten von Rystad Energy, erarbeitet von der Umweltorganisation Global Witness, und beleuchtet die Ambivalenz des Landes zwischen Klimaversprechen und Rohstoffstrategien.
Während die Internationale Energieagentur 2023 forderte, neue Öl- und Gasprojekte zu vermeiden, falls das weltweite Klimaziel eingehalten werden soll, zieht sich Socar nicht zurück. Vielmehr intensivierten sich die Bestrebungen des Unternehmens, insbesondere nach den geopolitischen Spannungen infolge des Ukraine-Kriegs, da Europa aserbaidschanisches Gas als Ersatz für russische Lieferungen bevorzugt. Die Widersprüche enden nicht hier: Neben den steigenden fossilen Einsatzplänen strebt Aserbaidschan den Ausbau der erneuerbaren Energien an, um aktuelle und zukünftige Nachfrage insbesondere in Europa zu bedienen.
Dies hat bereits zu Kritik geführt. Zum einen betrachtet Richard Kinley, vormals bei der UNO für Klimafragen zuständig, das Verhalten der fossilen Industrie als zunehmend freizügig und ungeniert. Zum anderen zeigt das Beispiel der COP28 in den VAE, wie solch widersprüchliches Verhalten zum Diskussionsthema werden kann.
Parallel dazu überrascht der aserbaidschanische Präsident mit Engagement für internationale Klimaabkommen und Gespräche mit Dänemark über erneuerbare Projekte. Diese Verhandlungen erstrecken sich auf den Bereich Windenergie, in dem beispielsweise die dänische Firma Ørsted involviert ist, und zielen auf einen umweltfreundlicheren Ansatz. Doch trotz solcher positiven Signale rückt die Strategie des Landes, sich in die globale Klimadiskussion zu integrieren und seine fossilen Ressourcen weiterhin profitabel zu gestalten, immer mehr in den Vordergrund.