20. September, 2024

Wirtschaft

Asda taumelt – und bringt Private-Equity-Übernahmen ins Schlingern

Asda taumelt – und bringt Private-Equity-Übernahmen ins Schlingern

Die preisliche Attraktivität und das Produktsortiment der britischen Supermarktkette Asda lassen derzeit zu wünschen übrig. Hinzu kommen oft trist wirkende Geschäfte und zu wenig Personal. Auch wenn der Einkauf von Eiern und Milch schnell erledigt sein mag, bleibt das Einkaufserlebnis unbefriedigend. Eine überraschende, aber möglicherweise positive Konsequenz daraus ist, dass Asda unbeabsichtigt das Mega-Private-Equity-Buyout für mindestens ein Jahrzehnt zum Erliegen gebracht hat.

Die neuesten Entwicklungen belegen die aktuellen Schwierigkeiten der Supermarktkette. Anfang der Woche wurde bekannt, dass Mohsin Issa, einer der Mitinhaber, sich aus dem operativen Geschäft zurückzieht. Die Führung übernehmen der erfahrene Einzelhändler Lord Rose und Rob Hattrell, ein Manager des Mehrheitseigners TDR Capital. Ein dauerhafter CEO wird weiterhin gesucht, allerdings zeigt derzeit niemand mit der nötigen Erfahrung und Seriosität Interesse an der Position.

Im Juni verkaufte Mohsins Bruder Zuber Issa seinen Anteil an TDR, wodurch deren Beteiligung auf 67,5 Prozent stieg. Gleichzeitig kämpft Asda im Hintergrund mit einem problematischen IT-Upgrade und einem kontinuierlichen Rückgang des Marktanteils. Der Anteil am britischen Lebensmittelmarkt sank im letzten Monat auf 12,6 Prozent, verglichen mit 13,7 Prozent im Vorjahreszeitraum, während Discounter wie Lidl weiter wachsen.

Lord Rose äußerte letzten Monat, er sei „beschämt“ über den Niedergang von Asda während seiner Amtszeit. Diese Einschätzung scheint angesichts des Managementchaos und der schwachen Verkaufszahlen treffend. Ob Rose und sein neues Team es schaffen, Asda wieder erfolgreich zu machen, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass das Unternehmen kaum noch den ursprünglichen Kaufpreis von 6,8 Milliarden Pfund, den TDR und die Issa-Brüder 2021 zahlten, wert ist.

Damals kämpfte TDR mit rivalisierenden Angeboten von Lone Star Funds und Apollo Global Management um den Kauf von Asda, das selbst unter der Führung von Walmart die Spitze des britischen Lebensmitteleinzelhandels nie erreicht hatte. Rückblickend können verlorene Bieter und deren Investoren erleichtert aufatmen, nicht gewonnen zu haben. Selbst die klügsten Finanzstrategen werden Mühe haben, aus dem Deal noch Profit zu schlagen.

Ein IPO erscheint derzeit unwahrscheinlich, ebenso ein weiteres Übernahmeangebot im Bereich von 9 bis 10 Milliarden Pfund, um einen ordentlichen Gewinn zu erzielen. TDR wird wohl für viele Jahre mit Asda zu kämpfen haben, um den Druck durch deutsche Discounter und einem wieder erstarkten Tesco standzuhalten. Ein langer, mühevoller Weg mit geringen Renditen liegt vor ihnen.

Diese Entwicklung wird langfristig als Abschreckung für weitere Mega-Buyouts wirken. Private-Equity-Großübernahmen stehen häufig in Kritik, teils berechtigt. Viele dieser Firmen zeigen sich effizient im Turnaround von Unternehmen, fokussieren jedoch oft zu sehr auf Kosteneinsparungen statt Innovation und Expansion. In Nischen der Fertigung können sie als respektable Eigentümer agieren, langfristiges Kapital und ruhige Führung bieten.

Jedoch sind die Fälle, in denen Firmen tatsächlich unter Private-Equity-Besitz verbessert wurden, rar. Oftmals leidet die Investition, die Firmen sind hoch verschuldet und Manager sind mehr auf Zahlen als auf Markt- und Kundenverständnis fokussiert. Innovationsbudgets und Marketing werden reduziert, um schnelle Einsparungen zu realisieren, was die langfristige Perspektive des Unternehmens schadet.

Asda hat durch sein Scheitern anderen britischen Unternehmen einen großen Gefallen getan. Der spektakuläre Misserfolg des Deals wird die Bereitschaft für ähnliche Übernahmen erheblich mindern. Wäre Asda in den letzten Jahren erfolgreich und mit einer Bewertung von mehr als 10 Milliarden Pfund an die Börse zurückgekehrt, hätten weitere Übernahmen folgen können – zum Beispiel von BT, Marks & Spencer, Unilever oder gar einem Pharmagiganten. Dies ist nun zumindest für die nächste Dekade unwahrscheinlich.