Europas Raumfahrt sieht ihrem nächsten großen Moment entgegen: Der erste kommerzielle Start der Ariane 6-Rakete steht unmittelbar bevor. Vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana soll die Trägerrakete am Montag um 17:24 Uhr deutscher Zeit abheben. Diese Mission markiert einen essenziellen Schritt für Europa, das bestrebt ist, sich einen unabhängigen Zugang zum Weltall zu sichern. Die Ariane 6 ermöglicht es Europa, eigenständig größere Satelliten zu transportieren und so seine technologische Souveränität zu stärken.
Der Start wird mit besonderem Interesse verfolgt, insbesondere da die Ariane 6 bereits bei ihrem erfolgreichen Erstflug im letzten Sommer in der Testphase eine technische Herausforderung erlebte. Eine unplanmäßige Überschreitung der Temperaturgrenze führte dazu, dass die erneute Zündung eines Hilfstriebwerks nicht wie vorgesehen erfolgte. Seither hat die ESA die Abläufe überarbeitet, um die Funktionalität bei den kommenden Flügen zu gewährleisten. Diese Entwicklungen verstärken den Fokus auf den aktuellen Start ungemein.
Besondere Aufmerksamkeit gilt auch der kleineren Vega C-Rakete, die nach einem unerwarteten Fehlstart bei ihrer ersten kommerziellen Mission im letzten Jahr eine ähnliche Art von Ungewissheit in der europäischen Raumfahrt hinterließ. Die Delays bei Ariane 6 in Verbindung mit den Vega C-Herausforderungen stellten Europas Trägerraketen-Sektor vor erhebliche Herausforderungen.
Interessant ist, dass die Ariane 6 ursprünglich im Jahr 2020 starten sollte, jedoch eine ganze Reihe von Verschiebungen durchlief. Diese Verzögerungen führten dazu, dass die ESA zwischenzeitlich auf die Falcon-9-Raketen von SpaceX zurückgriff. Die neue Ariane-Generation ist kostengünstiger und flexibler, ausgestattet mit zwei oder vier Boostern, je nach Mission. Die um bis zu 11,5 Tonnen in höhere Umlaufbahnen und bis zu 21,6 Tonnen in niedrigere Bahnen transportieren kann, bringt sie vielseitige Einsatzmöglichkeiten mit sich.
Die Frage der Modernität der Ariane 6 bleibt unter Experten umstritten. Raumfahrtexperte Martin Tajmar von der TU Dresden äußerte Bedenken über ihre Wettbewerbsfähigkeit in einer Ära, die von wiederverwendbaren Technologien geprägt ist, die SpaceX mit der Falcon 9 vorantreibt. Dennoch: Der entscheidende Aspekt der Ariane 6 ist der Europäische Vorstoß, sich einen autonomen Zugang zum All zu sichern. Ein Dutzend Länder, darunter auch Deutschland mit signifikanten finanziellen Mitteln, beteiligten sich an der Entstehung der Rakete.