Die Belegschaft von Boeing hat zum ersten Mal seit 16 Jahren die Arbeit niedergelegt, nachdem fast 96 % der Gewerkschaftsmitglieder gegen eine vorläufige Arbeitsvereinbarung gestimmt und sich für einen Streik entschieden haben.
Für Boeing stellt diese Arbeitsniederlegung eine bedeutsame Herausforderung dar. Laut George Ferguson, Analyst bei Bloomberg Intelligence, sei der Streik „extrem bedeutend” für die Erholung des Unternehmens im zweiten Halbjahr. Besonders betroffen ist die Produktion des 737-Jets, der als profitabelstes und umsatzstärkstes Modell gilt. Ein Stopp bei den Auslieferungen könnte Boeings finanzielle Situation erheblich verschärfen.
Ferguson merkt zudem an, dass die streikenden Arbeitnehmer wahrscheinlich auf das Abkommen bei Spirit AeroSystems blicken und höhere Löhne sowie ein größeres Engagement für einen Nachfolger des 737-Modells fordern. Boeing hatte der Gewerkschaft eine vage Zusage gemacht, diese neue Maschine in den nächsten vier Jahren im Pazifischen Nordwesten zu bauen. Die Arbeitnehmer könnten nun eine konkretere Verpflichtung erwarten, um Arbeitsplätze bei diesem wichtigen Programm zu sichern.
In den letzten Jahren hat Boeing versucht, die Gewerkschaft zu Kompromissen zu drängen, um die eigenen Finanzen zu verbessern. Nun scheint die Gewerkschaft jedoch ihren Wert für das Unternehmen erkannt zu haben. Boeing dürfte wohl Zugeständnisse machen müssen, da das Unternehmen derzeit dringender auf die Arbeitskräfte angewiesen ist als umgekehrt. Ferguson erwartet daher nicht, dass der Streik lange andauern wird.
Sollte der Streik jedoch wider Erwarten länger anhalten, werde es erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Luft- und Raumfahrtzulieferkette geben. Fluggesellschaften wie Southwest und United könnten besonders von verzögerten Auslieferungen betroffen sein. Ferguson warnt, dass diese Auswirkungen innerhalb einer Woche spürbar sein könnten, da es unwahrscheinlich sei, dass das Management erfolgreich zahlreiche Flugzeuge fertigstellen und an die Kunden ausliefern kann.