18. März, 2025

Unternehmen

Apples kurz vor einem KI-Fiasko?

Ein Konzern unter Druck: Versprochene KI-Funktionen lassen auf sich warten, während Kritiker an Apples Zukunftsfähigkeit zweifeln. Ist der einstige Innovationsführer auf dem absteigenden Ast?

Apples kurz vor einem KI-Fiasko?
Seit der großspurigen Ankündigung neuer KI-Features im Juni 2024 hat Apple wenig geliefert. Branchenexperten zweifeln mittlerweile daran, ob das Unternehmen überhaupt die technischen Voraussetzungen dafür hat.

Apples Image als Vorreiter der Technologiebranche bröckelt. Was einst als Synonym für Perfektion und bahnbrechende Innovation galt, entwickelt sich zunehmend zur Enttäuschung für Fans und Analysten gleichermaßen.

Der Konzern aus Cupertino hatte noch im vergangenen Jahr große Pläne für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) angekündigt. Doch was als ambitionierte Vision begann, hat sich inzwischen als vage Versprechung entpuppt. Die versprochenen Funktionen lassen weiter auf sich warten – und niemand weiß, ob sie jemals erscheinen werden.

Das Versprechen und die Realität

Im Juni 2024 präsentierte Apple seine KI-Offensive. Die Anwendungsfälle klangen vielversprechend: Das iPhone sollte in der Lage sein, E-Mails und Nachrichten zu analysieren, wichtige Termine eigenständig zu erkennen oder die Ankunft von Familienmitgliedern an Flughäfen automatisch zu verfolgen.

Diese Features sollten den Alltag der Nutzer revolutionieren. Doch nun, neun Monate später, ist von dieser Revolution kaum etwas zu sehen.

Apple-Fans und Tech-Insider reagieren zunehmend enttäuscht. Einer der einflussreichsten Apple-Blogger, John Gruber, zog in einem viel beachteten Kommentar eine vernichtende Bilanz: "Etwas ist faul im Staate Cupertino." Er unterstellte Apple, KI-Funktionen als "Vaporware" verkauft zu haben – ein Ausdruck für Software, die niemals auf den Markt kommt.

Die Kritik an Apples KI-Strategie wächst. Während Wettbewerber wie Google und Microsoft bereits fortschrittliche KI-Produkte auf den Markt bringen, bleibt Apple hinter den Erwartungen zurück – mit potenziellen Folgen für seinen Marktwert.

Hoffnung auf die nächste WWDC?

Apple hatte seine KI-Pläne groß beworben und in Marketing-Kampagnen fest verankert, nur um diese Werbung nun still und heimlich wieder aus dem Verkehr zu ziehen.

Dies fördert den Verdacht, dass die Implementierung deutlich schwieriger ist als zunächst angenommen. Analysten wie Ben Thompson gehen sogar so weit zu behaupten, dass Apple sich an einem zu großen KI-Projekt verhoben hat.

Für viele Beobachter ist die jährliche Entwicklerkonferenz WWDC, die im Juni 2025 stattfindet, die letzte Chance für Apple, das Ruder herumzureißen. Falls dort keine substanziellen Fortschritte präsentiert werden, könnte der Konzern endgültig sein KI-Ansehen verspielen.

Schwache Aktienperformance und fehlende Antworten

Die Unsicherheiten spiegeln sich auch an der Börse wider. Die Apple-Aktie verlor allein in dieser Woche zehn Prozent – doppelt so viel wie der Nasdaq-Index insgesamt. Natürlich gibt es weitere Belastungsfaktoren, darunter die drohende Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China. Doch die Verunsicherung über die KI-Strategie dürfte erheblich dazu beigetragen haben.


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Interessanterweise könnte Apples Stärke in der Hardware dennoch zum Vorteil werden. Während die KI-Softwareentwicklung stockt, bringt das Unternehmen weiterhin leistungsstarke Geräte auf den Markt, die mit den Modellen von OpenAI, Google oder Meta kompatibel sind.

Analysten argumentieren, dass Apple gar nicht zwingend eigene KI-Technologie entwickeln muss, sondern sich als Plattform für bestehende Lösungen etablieren kann.

Apple braucht eine neue Vision

Die Situation erinnert an Googles turbulente KI-Phase im Jahr 2024. Auch dort war der erste Versuch, eine konkurrenzfähige KI zu etablieren, eine Katastrophe. Peinliche Fehler im Gemini-Chatbot, falsche historische Darstellungen und inhaltliche Pannen sorgten für weltweite Kritik. Doch Google hielt an seiner Strategie fest, verbesserte seine Produkte und konnte die Kritiker am Ende zumindest teilweise besänftigen.

Apple könnte es ähnlich ergehen – oder sich noch tiefer in die Krise manövrieren. Falls CEO Tim Cook es nicht schafft, das Vertrauen der Investoren und Fans zurückzugewinnen, dürfte es ungemütlich werden. Wie John Gruber drastisch formulierte: "Wenn Mittelmaßigkeit, Ausreden und leere Versprechungen die Oberhand gewinnen, dann ist das der Anfang vom Ende."

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