15. April, 2025

Unternehmen

Apple in der China-Falle

Trumps neue Strafzölle könnten Apple Milliarden kosten – und das globale Smartphone-Geschäft ins Wanken bringen. Cook pokert hoch, doch die Karten liegen diesmal anders.

Apple in der China-Falle
Trumps geplante 145 % Strafzölle auf chinesische Importe könnten iPhones in den USA um mehrere Hundert Dollar verteuern – Apple produziert den Großteil seiner Geräte weiterhin in China.

145 % Zoll: Wenn das iPhone plötzlich Luxus wird

Der Konflikt zwischen Apple und Washington ist nicht neu – aber diesmal ist die Eskalationsstufe eine andere. Donald Trump greift mit Zöllen von bis zu 145 % gezielt chinesische Exporte an.

Das Problem: Apple produziert sein Kerngeschäft – das iPhone – ausgerechnet dort. Und das seit über einer Dekade. Die Folgen könnten dramatisch sein: Ein iPhone, das bisher 999 Dollar kostet, könnte plötzlich jenseits der 1.300 Dollar-Marke liegen. Vielleicht mehr. In einem preissensiblen Massenmarkt wäre das ein Desaster.

Cook gegen Trump – Runde zwei

Tim Cook hatte unter Trump bereits einmal erfolgreich Schadensbegrenzung betrieben. Mit politischem Feingefühl, Schweigen zur Wahrheit und strategischem Appeasement holte er für Apple Sonderregeln und Zoll-Ausnahmen raus. Doch diesmal ist die Ausgangslage schwieriger.

Trump will Apple öffentlich zwingen, „zurück nach Amerika“ zu kommen. Eine Ausnahmeregelung wäre also nicht nur wirtschaftlich inkonsequent – sondern politisch schwer vermittelbar. Auch für einen unberechenbaren Präsidenten.

Das ganze System hängt an China

Was Apple von anderen Tech-Konzernen unterscheidet, ist nicht nur die Markenmacht – sondern die absolute Abhängigkeit von der chinesischen Lieferkette.

Keine Produktionsstätte weltweit kann kurzfristig das Volumen übernehmen, das Foxconn und Co. für Apple in China leisten. Vietnam, Indien oder Mexiko? Allenfalls Teillösungen – und Jahre davon entfernt, Ersatz zu sein. Cook weiß das. Trump weiß es auch.

Apple soll laut US-Medien über 1,5 Millionen Geräte vorzeitig in die USA verschifft haben, um kurzfristige Engpässe oder Preiserhöhungen abzufedern – ein Manöver mit begrenzter Wirkung.

Der Vorrats-Trick – und seine Grenze

Laut US-Medien hat Apple bereits reagiert und über 1,5 Millionen iPhones aus China und Indien vorzeitig in die USA gebracht – ein Vorratsmanöver, um die Preise kurzfristig zu stabilisieren.

Doch selbst wenn das klappt, ist klar: Apple verkauft über 220 Millionen iPhones pro Jahr. Das Vorratslager würde also nur wenige Wochen überbrücken. Danach droht entweder ein Preisschock oder ein Gewinneinbruch.

iPhone, Indexfonds, Inflationsspirale

Und selbst wenn man kein Apple-Kunde ist: Für Millionen Anleger weltweit ist Apple systemrelevant. Die Aktie macht über 6 % im S&P 500 aus, dominiert ETF-Portfolios und Altersvorsorgeprodukte.

Wenn Apple fällt, fällt mehr als ein Unternehmen – es ruckelt im Fundament der globalen Finanzarchitektur. Dass der Kurs zuletzt „nur“ um vier Prozent fiel, zeigt: Die Märkte glauben (noch) an Cook. Aber wie lange noch?

Es geht nicht nur um Apple – es geht um uns alle

Die China-Zölle sind nicht einfach ein Problem für Apple. Sie sind ein Spiegel für die strategische Abhängigkeit westlicher Wirtschaft von asiatischer Fertigung – und für die politische Sprengkraft eines Handelskriegs im digitalen Zeitalter.

Tim Cook hat das iPhone zur Ikone gemacht. Jetzt steht er vor der vielleicht härtesten Prüfung seiner Karriere: Kann man ein globales Imperium retten, wenn die Weltordnung wankt?

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