Admiral Rob Bauer, Vorsitzender des Militärausschusses der Nato, hat westliche Ratingagenturen, Banken und Pensionsfonds scharf kritisiert. Er sieht in ihrer Zurückhaltung gegenüber Investitionen in die Verteidigungsindustrie eine verpasste Chance auf erhebliche staatliche Finanzmittel, insbesondere angesichts der durch den Krieg in der Ukraine gestiegenen Sicherheitsbedrohungen. Bauers aufrüttelnde Worte kommen in einer Zeit, in der europäische Regierungen ihre militärischen Beschaffungen hochfahren, um die Ukraine weiter auszurüsten.
Die Umschichtungen geopolitischer Machtverhältnisse, meint Bauer, könnten zu regionalen Konflikten, wenn nicht gar zu Kriegen führen. Er appelliert insbesondere an europäische Banken, die sich noch immer sträuben, Waffenherstellern Kredite zur Produktionssteigerung zu gewähren – ein Problem, das vor allem kleinere Produzenten hart trifft.
Während Wagniskapitalinvestitionen in Verteidigungs-Start-ups in Nato-Ländern seit 2019 deutlich gestiegen sind, bleiben viele institutionelle Fonds in Europa auf Grund von ESG-Kriterien außen vor. Bauer nennt diese Einstellungen überholt und sieht eine Investition in Verteidigung als nachhaltigstes Mittel zur Abschreckung.
Die EU und mehrere Regierungen haben zuletzt ihren Druck auf die Europäische Investitionsbank (EIB) erhöht, ihre Restriktionen bei der Waffenfinanzierung zu lockern. Dabei betont Bauer die Notwendigkeit eines langfristigen strategischen Denkens, das sich nicht allein an kurzfristigen Quartalszahlen orientiert. Nato-Mitglieder im Osten Europas wurden durch Ratingagenturen herabgestuft, was Bauer als unverständliche Entscheidung empfindet, da diese Mitglieder vom Nato-Bündnisprofite sollten. Die erst im letzten Jahr von S&P Global Ratings vorgenommene Herabstufung der baltischen Staaten unterstreicht diese Problematik.
Abschließend betont Bauer, dass die Trennung von Geld und Sicherheit besorgniserregend sei, da eine florierende Wirtschaft letztlich von stabilen und sicheren Rahmenbedingungen abhängig ist. Seine Schlussfolgerung: Verteidigung muss als Investition statt als Kostenfaktor wahrgenommen werden.