Die Anzahl der Apotheken in Deutschland setzt ihren Abwärtstrend fort. Einer aktuellen Erhebung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) zufolge existierten Ende September noch 17.187 Apotheken, was einem Rückgang von 384 Betrieben seit Jahresbeginn entspricht. Dieser Rückgang übertrifft sogar den Verlust im gleichen Zeitraum des Vorjahres, der bei 335 lag. Die Statistik umfasst sowohl Hauptapotheken als auch bis zu drei mögliche Filialen pro Betrieb. Die ABDA warnt nachdrücklich vor einer Verschlechterung der medizinischen Versorgung.
Der Abwärtstrend hält bereits seit Jahren an: Im Jahr 2000 gab es noch 21.592 Apotheken. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung sind der zunehmende Kostendruck sowie Schwierigkeiten bei der Nachfolgeregelung, wenn Apothekerinnen und Apotheker in den Ruhestand treten. Das geringere Einkommen im Vergleich zur Industrie verleitet viele Fachkräfte zu einem Branchenwechsel, so die ABDA. Zudem sieht sich die Bundesvereinigung durch die ausländische Konkurrenz in Form von Versandapotheken und das neue E-Rezept herausgefordert.
Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei der Apothekendichte mit 21 Apotheken pro 100.000 Einwohner unter dem EU-Durchschnitt von 32. Länder wie Spanien, Italien und Frankreich weisen höhere Dichten auf, während die Niederlande und skandinavische Staaten schlechter abschneiden.
Die ABDA fordert die politische Intervention, um dem Rückgang entgegenzuwirken. Laut ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening verschlechtert jede Schließung die Versorgungslage erheblich. Notwendig seien Honorar-Anhebungen, um die chronische Unterfinanzierung der Apotheken angesichts steigender Kosten zu bekämpfen. Derzeit operieren 10 Prozent der Apotheken defizitär, und insgesamt verzeichnen ein Drittel der Betriebe ein kritisches betriebswirtschaftliches Ergebnis.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach plant Reformen, um die Apothekenlandschaft zu modernisieren. Apotheken sollen für telepharmazeutische Beratungen geöffnet bleiben dürfen, selbst wenn vor Ort kein voll ausgebildeter Apotheker anwesend ist. Ein entscheidender Kabinettsbeschluss steht noch aus.