Die Anzahl der verschriebenen Antibiotika in Deutschland erlebt einen bemerkenswerten Aufwärtstrend. Eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK zeigt, dass im Jahr 2023 bei der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) insgesamt 36,1 Millionen Packungen abgerechnet wurden. Dies entspricht einer Steigerung von etwa 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, in dem rund 30,5 Millionen Packungen verordnet wurden. Damit überschreitet die Anzahl der Verschreibungen erstmals den Wert des Vor-Corona-Jahres 2019, als noch 34 Millionen Packungen verordnet wurden. Besonders auffällig ist die Situation im Saarland, wo die Verordnungen mit 539 pro 1.000 GKV-Versicherte am höchsten waren. Im Gegensatz dazu verzeichnete Hamburg mit 328 Verordnungen pro 1.000 Versicherte die geringsten Zahlen. Der Anstieg kommt überraschend, da seit 2014 ein kontinuierlicher Rückgang der Antibiotikaverordnungen in Deutschland verzeichnet wurde, bevor der Trend sich 2022 drehte. Ein signifikanter Anteil der verordneten Antibiotika im Jahr 2023, nämlich 43,4 Prozent oder 15,7 Millionen Packungen, waren sogenannte Reserveantibiotika. Diese Medikamente kommen zum Einsatz, wenn Infektionen mit resistenten Bakterien es erforderlich machen, dass auf eine der letzten verbleibenden Therapieoptionen zurückgegriffen wird, insbesondere bei schweren und potenziell tödlichen Infektionen. Während bei Menschen ein Anstieg zu beobachten ist, zeigt sich bei Tieren ein gegensätzlicher Trend. Für das Jahr 2023 wurde der niedrigste Abgabe-Wert von Antibiotika an Tierärzte seit der Erfassung im Jahr 2011 verzeichnet: Nur noch 529 Tonnen gegenüber 1.238 Tonnen im Jahr 2014, was auf einen anhaltenden Rückgang hinweist.
Pharma
Antibiotikaverordnungen in Deutschland erreichen neuen Höchststand
