19. September, 2024

Pharma

Antibiotikaresistenzen: Eine globale Bedrohung bis 2050

Antibiotikaresistenzen: Eine globale Bedrohung bis 2050

Eine umfassende Studie zu antimikrobiellen Wirkstoffen prognostiziert dramatische Auswirkungen durch antibiotikaresistente Keime: Bis zum Jahr 2050 könnten weltweit mehr als 39 Millionen Menschen an Infektionen mit diesen Erregern sterben, und bei weiteren 169 Millionen Todesfällen könnten die Keime eine Rolle spielen. Ein wesentlicher Grund für die Zunahme von Resistenzen ist der übermäßige und unsachgemäße Einsatz von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin. Jede Verwendung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass resistente Bakterien überleben und sich vermehren.

Prof. Mohsen Naghavi von der University of Washington, einer der Erstautoren der Studie, unterstrich die Bedeutung der Vorhersage zukünftiger Entwicklungen, um lebensrettende Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Das Forschungsteam um Christopher Murray nutzte 520 Millionen Datensätze, um die Entwicklung der Antibiotikaresistenzen zwischen 1990 und 2021 zu modellieren. Diese Analyse zeigt, dass durch eine verbesserte Behandlung schwerer Infektionen und einen besseren Zugang zu Antibiotika bis zu 92 Millionen Todesfälle zwischen 2025 und 2050 vermieden werden könnten.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Wechselwirkung antibiotikaresistenter Keime mit anderen Krankheiten. Bei der Behandlung von Krebs kann beispielsweise die Todesursache eines Patienten, der an einer Infektion stirbt, dem Krebs zugeschrieben werden. Um das Ausmaß der Resistenzen zu erfassen, griffen die Studienautoren auf diverse Datenquellen zurück, darunter Krankenhaus-Entlassungsdaten und Umfragen zum Antibiotikagebrauch.

Zwischen 1990 und 2021 starben jedes Jahr weltweit mehr als eine Million Menschen aufgrund antimikrobieller Resistenzen. Obwohl die Gesamtzahl von 1,06 Millionen (1990) auf 1,14 Millionen (2021) leicht anstieg, sank die Todesrate pro 100.000 Menschen aufgrund des Bevölkerungswachstums von 19,8 auf 14,5.

Besonders auffällig ist die unterschiedliche Entwicklung nach Altersgruppen. Die Anzahl der resistenzbedingten Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren wurde um 50 Prozent gesenkt, während sie bei über 70-Jährigen um 80 Prozent zunahm. Hauptursache für den Rückgang bei Kleinkindern seien Impfkampagnen und verbesserte hygienische Bedingungen. Der Anstieg bei älteren Menschen resultiert aus einer geringeren Wirksamkeit oder Unverträglichkeit von Impfstoffen und Arzneimitteln sowie einer höheren Zahl von Grunderkrankungen.

Da die Gruppe der über 64-Jährigen in den kommenden Jahren am stärksten wachsen wird, könnten sich resistenzbedingte Todesfälle laut Modellrechnung bis 2050 von 1,14 Millionen auf 1,91 Millionen pro Jahr erhöhen. Die Zahl der Todesfälle, bei denen multiresistente Keime eine Rolle spielen, könnte von 4,71 Millionen auf 8,22 Millionen steigen.

Die Studienautoren fordern daher neue Strategien, um das Risiko schwerer Infektionen zu senken, darunter Impfstoffe, neue Medikamente, verbesserte Gesundheitsversorgung und besseren Zugang zu vorhandenen Antibiotika. Die steigenden resistenzbedingten Todesfälle betreffen nicht nur Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, sondern auch wohlhabendere Regionen wie die USA und Kanada. Die höchsten Steigerungsraten bis 2050 werden in Südasien, Lateinamerika und der Karibik erwartet.