12. Dezember, 2024

Börse

Anti-Woke-ETF: Der Renditejäger, der Starbucks und Co. aus dem Depot verbannt

Ein Fonds, der polarisiert: Warum ein junger Vermögensverwalter auf Diversitätsgegner setzt – und ob Anleger wirklich profitieren.

Anti-Woke-ETF: Der Renditejäger, der Starbucks und Co. aus dem Depot verbannt
James Fishback präsentiert seinen kontroversen ETF in Mar-a-Lago, dem Symbol für Donald Trumps ideologischen Kurs. Doch ob Anleger damit wirklich besser fahren, bleibt fraglich.

Donald Trumps Florida-Domizil Mar-a-Lago: Ein Ort, der für die Spaltung Amerikas steht, war Schauplatz einer ebenso kontroversen Fondspremiere. James Fishback, Chef des aufstrebenden Vermögensverwalters Azoria Partners, präsentierte dort seinen neuen Azoria Meritocracy ETF.

Sein Ziel? Schluss mit Diversitätsinitiativen in Unternehmen – zumindest im eigenen Portfolio.

Die Botschaft war unmissverständlich:

„Wir investieren nur in Unternehmen, die auf Leistung statt auf politische Ideologien setzen“, sagte Fishback.

Große Namen wie Starbucks sollen auf der schwarzen Liste des Fonds landen. Ob diese Strategie aufgeht, steht auf einem anderen Blatt.

Diversität als Rendite-Bremse?

Im Kern steht ein altbekannter Konflikt: Leistung versus Werte. Fishback argumentiert, dass der Fokus auf Diversität und Inklusion – in der Finanzwelt DEI (Diversity, Equity, Inclusion) genannt – die Renditen schmälert.

Seine Behauptung: „Woke Unternehmen“ hätten seit Jahresbeginn im Durchschnitt nur 12 Prozent Rendite erzielt, während der S&P 500 ein Plus von fast 30 Prozent verzeichnete.

Doch die Zahlen bleiben vage. Namen, Daten, Fakten? Fehlanzeige. Bislang hat Fishback nur Starbucks als „abschreckendes Beispiel“ genannt.

Der Azoria Meritocracy ETF schließt gezielt Unternehmen wie Starbucks aus, die auf Diversität setzen. Kritiker warnen, dass solche Ausschlussstrategien langfristig innovative Unternehmen benachteiligen könnten.

Der Kaffeeriese habe sich laut seiner Aussage von den Prinzipien der Leistungsorientierung entfernt und verfolge stattdessen ambitionierte Diversitätsziele wie eine 30-prozentige ethnische Vielfalt bis 2025.

Starbucks selbst widerspricht vehement. Es gebe keine Quoten, lediglich Bestrebungen, bei der Personalauswahl auf mehr Vielfalt zu achten, erklärte das Unternehmen. Diese Bemühungen seien zuletzt ohnehin ausgelaufen.

Ein Fonds im politischen Fahrwasser

Fishbacks Timing ist kein Zufall. Donald Trump, der wahrscheinlich nächste US-Präsident, hat Diversitätsprogramme in der Wirtschaft wiederholt scharf kritisiert und angekündigt, ESG-Standards („Environmental, Social, Governance“) den Kampf anzusagen. „Woke Unternehmen schaden Amerika“, so Trumps klare Ansage.

In diesem Klima will Fishback mit seinem Anti-Woke-ETF punkten. Der Fonds setzt ausschließlich auf Unternehmen des S&P 500, schließt aber 36 Firmen aus, die aus seiner Sicht zu stark auf Diversitätsprogramme setzen. Details sollen in den kommenden Wochen folgen.

Rendite oder Ideologie?

Für Anleger stellt sich die Frage: Funktioniert diese Strategie wirklich? Studien wie die der Unternehmensberatung McKinsey zeichnen ein anderes Bild. Unternehmen mit hoher Diversität auf Führungsebene erzielen demnach langfristig bessere finanzielle Ergebnisse – bis zu 39 Prozent mehr als weniger diverse Konkurrenten.

Und die Praxis zeigt: Ähnliche Fonds wie der „American Conservative Values ETF“ (ACVF) konnten bislang keine überragende Outperformance vorweisen. Zwar erzielte der ACVF 2024 ein Plus von 26 Prozent, doch lag dies vor allem an Einzelpositionen wie Nvidia, deren Aktie sich mehr als verdreifacht hat.

Was bleibt?

Der Azoria Meritocracy ETF wird vorerst ein rein amerikanisches Produkt bleiben – eine Zulassung in Deutschland ist nicht in Sicht. Doch das Konzept des Fonds spricht eine größere Entwicklung an: die Politisierung der Finanzmärkte.

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