Ant Digital Technologies, Tochterunternehmen des chinesischen Fintech-Riesen Ant Group, plant, mit seinem neuen Blockchain-Venture Zan in Hongkong ein bedeutender Technologieanbieter in der globalen Web3-Industrie zu werden. Dies erfolgt in einem Umfeld, das die Branche stark unterstützt, wie Zan-CEO Cobe Zhang Hui in einem Interview erläuterte.
Das Blockchain-Projekt wurde im September letzten Jahres gestartet, mit dem Ziel, ein zentrales Technologieunternehmen für Web3 zu schaffen, ähnlich wie Google und Microsoft es für die traditionellen Industrien im Web 2.0-Zeitalter wurden. Zhang betonte, dass man die über Jahre angesammelten Technologie-Services von Ant, inklusive Blockchain und Finanz-Compliance, Web3-Entwicklern zugänglich machen wolle.
Zan zielt darauf ab, mit seiner Suite technischer Lösungen für Web3-Entwickler, wie z.B. Dienste als Node-Provider und Know-Your-Customer-Verifikationen, innerhalb zwei bis drei Jahren den größten Marktanteil im Asien-Pazifik-Raum zu erreichen. Ant Group, ein Schwesterunternehmen der chinesischen E-Commerce-Giganten Alibaba Group Holding, besitzt bereits mit AntChain die größte blockchain-orientierte Plattform für Unternehmen in China.
Laut einem Bericht des Forschungsunternehmens IDC hatte AntChain 2023 einen Marktanteil von 26,5 Prozent im Bereich Blockchain-as-a-Service in China, während der Konkurrent Tencent Holdings mit 18 Prozent den zweitgrößten Anbieter stellte. Zhang betonte, dass die Gründung von Zan in Hongkong auf die Erweiterung der Blockchain-Dienstleistungen über Festlandchina hinaus abziele.
Die relativ konservative Haltung Chinas gegenüber bestimmten Web3-Innovationen bietet Ant in Hongkong mehr Freiheit für zukunftsweisende Ideen in einem offenen Umfeld. Im Gegensatz dazu hat die chinesische Regierung Maßnahmen gegen Kryptowährungen verschärft, da diese wirtschaftliche und finanzielle Ordnung stören und kriminelle Aktivitäten fördern könnten. Hongkong hingegen strebt danach, ein Zentrum für virtuelle Vermögenswerte zu werden und Unternehmen anzuziehen, mit stillschweigender Zustimmung aus Peking.
Auch der einheimische E-Commerce-Konkurrent JD.com gründete dieses Jahr ein Hongkonger Tochterunternehmen, Jingdong Coinlink, das am Stablecoin-Sandkasten der Hongkonger Währungsbehörde (HKMA) teilnahm, der im Juli gestartet wurde. Ant Digital Technologies beteiligt sich an dem von der HKMA angekündigten Wholesale-CBDC-Sandkasten, der Tokenisierungen in verschiedenen Szenarien untersucht. Dazu gehören Projekte zur Tokenisierung von Ladestationen für Elektrofahrzeuge und elektronischen Konnossementen.
Zhang erklärte, dass der Handel mit tokenisierten Vermögenswerten und Fonds auf der Blockchain ein ähnliches technisches Modell wie heutige öffentliche Blockchains nutzt, jedoch in einer regulierteren und sichereren Umgebung stattfindet, was es benutzerfreundlicher für die breite Öffentlichkeit macht.