Anstieg der Firmeninsolvenzen in Deutschland erinnert an Finanzkrise

Die Unternehmenslandschaft in Deutschland steht vor einer ernstzunehmenden Herausforderung: Die Zahl der Insolvenzen erreicht Werte, die denen der Finanzkrise von 2009 ähneln. Insolvenzforschungsexperte Steffen Müller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle signalisiert, dass einzelne Monate sogar 20-Jahres-Hochs verzeichnen könnten. Vergleichbar mit den Zeiten der Finanzkrise, als monatlich etwa 1400 insolvente Personen- und Kapitalgesellschaften zu verzeichnen waren, erreicht Deutschland nun erneut ähnliche Niveaus. Interessanterweise ist jedoch die Zahl der insolventen Kleinstunternehmen gesunken. Es sind mehr größere Unternehmen betroffen, was zur Verlust bedeutender wirtschaftlicher Substanz führt. Ein Bericht der Wirtschaftsauskunftei Creditreform deutet darauf hin, dass 2024 die höchste Anzahl an Unternehmensinsolvenzen seit 2015 festgestellt wurde. Mit rund 121.300 registrierten Insolvenzverfahren stellte dies einen Anstieg von 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar. Patrik-Ludwig Hantzsch von Creditreform benennt die aktuelle Situation jedoch noch nicht auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, sieht diesen jedoch in erreichbarer Nähe. In den Jahren 2009 und 2010, als mehr als 32.000 Unternehmen Insolvenz beantragten, könnten die jetzigen Zahlen bald naheliegen. Das Phänomen der Insolvenzen kann auch bei einer wirtschaftlichen Erholung noch andauern, bemerkt Müller. Ein Teil des gegenwärtigen Insolvenztrends lässt sich durch Nachholeffekte aus der Corona-Pandemie und den Niedrigzinsperioden der Europäischen Zentralbank erklären. Die steigenden Zinsen setzen insbesondere jene Unternehmen unter Druck, die bislang von günstigen Finanzierungsmöglichkeiten profitierten. Trotz der Belastung für die betroffenen Firmen, unterstreicht Müller, könnten Insolvenzen eine Form der Marktbereinigung darstellen. Langfristige Prognosen zu erstellen, bleibe jedoch komplex; selbst nach einer ökonomischen Besserung könnten die Insolvenzzahlen weiter steigen, sollte der Rückstau nicht abgebaut sein.