Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland hat nach Angaben des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im Oktober einen bemerkenswerten Höchststand erreicht. Mit insgesamt 1.530 Fällen meldet der IWH-Insolvenztrend den höchsten Stand eines Oktobers der vergangenen zwei Jahrzehnte. Steffen Müller, Leiter der Insolvenzforschung am IWH, führt diesen Anstieg auf eine Reihe von Faktoren zurück, darunter eine anhaltende konjunkturelle Schwäche und erhebliche Kostensteigerungen bei Löhnen und Energie.
Ein zusätzlicher Einfluss auf die Insolvenzzahlen sind laut Müller die Nachholeffekte aus der Pandemie. Staatliche Unterstützung hatte während der Krise zahlreiche wirtschaftlich schwache Unternehmen künstlich am Leben erhalten, was nun zu einer Verzögerung bei den Insolvenzen geführt hat. Der aktuelle Oktoberwert übersteigt den durchschnittlichen Oktoberwert des Zeitraums 2016 bis 2019 um beachtliche 66 Prozent.
Besonders das Baugewerbe, der Handel und unternehmensnahe Dienstleistungen sind laut IWH von der Insolvenzwelle betroffen. Trotz der gestiegenen Zahl der Insolvenzen bleibt jedoch die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze relativ gering. Lediglich rund 11.000 Arbeitsplätze seien im Oktober insolvenzbedingt betroffen gewesen, weniger als die Hälfte im Vergleich zum Vormonat September. Dies liegt vor allem daran, dass im Oktober keine Großfirmen von Insolvenzen betroffen waren.
Das IWH stützt seine Erkenntnisse auf aktuelle Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte und prognostiziert angesichts der derzeitigen Frühindikatoren einen weiteren Anstieg der Insolvenzzahlen in den kommenden Monaten.