An den Anleihenmärkten in den USA herrscht derzeit eine spannende Stimmungslage, da die Amtseinführung von Donald Trump näherrückt und die Unsicherheit über die Fiskalpolitik anhält. Während Optionen auf einen möglichen Anstieg der Renditen 10-jähriger US-Treasuries auf 5% hindeuten, was seit Oktober 2023 nicht mehr der Fall war, bleibt die Entwicklung der Renditen eines der heißesten Gesprächsthemen unter Händlern.
Die Spekulationen darüber, dass Trumps politische Maßnahmen sowohl die Inflation als auch das Haushaltsdefizit der USA anheizen könnten, haben die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen allein im letzten Monat um etwa einen halben Prozentpunkt auf fast 4,7% steigen lassen. Ein Ansturm auf Unternehmensanleihen und die Auktionen von US-Schulden in Höhe von 119 Milliarden Dollar in dieser Woche verstärken den Aufwärtsdruck.
"In der derzeitigen Situation wünschen wir uns ein Stück mehr Klarheit in der Fiskalpolitik, was im Zuge der Amtseinführung noch detaillierter beleuchtet werden wird", erklärt Gargi Chaudhuri, leitende Anlage- und Portfolio-Strategin für die Region Amerika von BlackRock. Derweil lässt das Fehlen von Gewissheit in Bezug auf geplante Staatsausgaben die Investoren abwarten.
Optimistische Wirtschaftsdaten, wie beispielsweise zu den offenen Stellen und dem Dienstleistungssektor, verzögern die Erwartungen an weitere Leitzinssenkungen der Federal Reserve auf die zweite Jahreshälfte. Investoren stellen sich daher auf deutlich höhere Renditen ein. Laut Optionen-Daten der CME wird ein Anstieg der 10-jährigen Treasury-Renditen auf 5% bis Ende Februar anvisiert. Dies könnte allerdings erst der Anfang sein: Padhraic Garvey von ING Groep NV prognostiziert Renditen um 5,5% bis Ende 2025, während Arif Husain von T. Rowe Price sogar 6% für möglich hält.
Die jüngste Renditeerhöhung ging einher mit dem Aufbau von Short-Positionen auf dem Futures-Markt. Das offene Interesse – ein Maß für die Marktaktivität – hat sich in den letzten fünf Sitzungen kontinuierlich im sogenannten Ultra-10-Jahres-Notenkontrakt erhöht. Auch im Langzeit-Bondkontrakt, passend zur Anleihe aus 2040, stieg das offene Interesse in acht der letzten neun Sitzungen. Dies deutet darauf hin, dass vermehrt auf fallende Anleihekurswerte gesetzt wird.
Dennoch gibt es Investoren, die die aktuellen Marktbewegungen als Chance sehen. Laut der neuesten Kundenumfrage von JPMorgan Chase & Co. stiegen die Long-Positionen auf den höchsten Stand seit über einem Jahr, auch wenn die Short-Positionen zuletzt ebenfalls zunahmen.