Der Boom an den Aktienmärkten hat erste Dämpfer erhalten. Die Angst vor einer KI-Blase, Trumps protektionistische Pläne und die Unsicherheit über den künftigen Zinspfad sorgen für Nervosität unter Investoren. Während viele in den letzten Jahren auf Aktien gesetzt haben, geraten nun wieder klassische Anleihen in den Blick.
Staatsanleihen bieten Investoren Schutz vor Volatilität – und angesichts der aktuellen Renditen sind sie attraktiver als lange Zeit gedacht. Doch worauf sollten Anleger achten, wenn sie ihr Portfolio stabiler aufstellen wollen?
US-Staatsanleihen: Hohe Renditen, aber mit Währungsrisiko
US-Staatsanleihen haben sich für viele Investoren wieder als lukrative Anlageklasse etabliert. Die Rendite für zehnjährige US-Anleihen liegt derzeit bei 4,5 Prozent – deutlich höher als bei deutschen Bundesanleihen mit ähnlicher Laufzeit.
Lotfi Karoui, Chef-Kreditstratege bei Goldman Sachs, hält sie für eine solide Absicherung gegen eine mögliche Rezession:
„Sollte sich die US-Konjunktur abkühlen, würde die Fed die Zinsen weiter senken, was den Kurs von Anleihen steigen lässt.“
Doch es gibt eine Kehrseite: das Währungsrisiko. Wer in Dollar notierte Anleihen kauft, ist abhängig vom Wechselkurs zum Euro. Sollte der Dollar an Wert verlieren, könnte ein Teil der Rendite wieder schrumpfen. Karoui sieht dennoch mehr Chancen als Risiken:
„Die US-Wirtschaft wächst stabiler als die europäische, das spricht für einen weiterhin starken Dollar.“
Europäische Anleihen: Mehr Sicherheit, aber geringere Erträge
Wem die Wechselkursrisiken zu hoch sind, der kann auf Staatsanleihen aus dem Euro-Raum setzen. Zwar sind die Renditen niedriger, doch sie könnten in den nächsten Monaten von einer Lockerung der Geldpolitik profitieren.
„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sich höhere Renditen langfristig zu sichern“, sagt Nicola Mai, Anleihe-Experte bei Pimco. „Die Europäische Zentralbank wird voraussichtlich weitere Zinssenkungen vornehmen, was für steigende Anleihekurse sorgt.“
Während deutsche Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit derzeit rund 2,5 Prozent Rendite bieten, gibt es in Frankreich 3,3 Prozent und in Italien sogar über 3,6 Prozent. Allerdings steigen mit der Rendite auch die Risiken: Während Deutschland mit seiner „AAA“-Bonität als sicherste Adresse gilt, sorgen politische Unwägbarkeiten in Italien und Frankreich immer wieder für Unsicherheiten.
Schwellenländeranleihen: Hohe Zinsen, aber riskant
Wer mehr Rendite sucht und bereit ist, dafür höhere Risiken in Kauf zu nehmen, findet interessante Möglichkeiten bei Staatsanleihen aus Schwellenländern.
„Einige Währungen in den Schwellenländern sind aktuell attraktiv, da sich die Geldpolitik dort stabilisiert“, sagt Pimco-Analyst Mai.
Besonders interessant seien derzeit türkische Anleihen: Eine bis 2035 laufende, in US-Dollar notierte Anleihe der Türkei bringt derzeit eine Rendite von 7,4 Prozent.
Doch solche Investments sind spekulativer. Schwellenländeranleihen reagieren empfindlich auf steigende US-Zinsen oder Kapitalabflüsse. Ein wirtschaftlicher Abschwung oder politische Instabilität können die Währungen schwächen und so Gewinne schmälern oder sogar ins Minus drehen.
Daher empfehlen viele Experten, in Schwellenländer-Anleihen über breit gestreute Fonds oder ETFs zu investieren, um das Risiko einzelner Länder abzufedern.
Lange waren Anleihen für viele Anleger kaum eine Überlegung wert, doch das hat sich geändert. Wer sein Portfolio wetterfest machen will, kann mit Staatsanleihen wieder solide Erträge erzielen. Während US-Anleihen mit höheren Renditen locken, bieten europäische Anleihen eine stabilere Alternative. Schwellenländer-Papiere sind eine interessante Beimischung, erfordern aber eine höhere Risikobereitschaft.