Der Dax konnte nach einer bemerkenswerten Serie von vier Rekordtagen endlich etwas durchatmen. Die zurückhaltende Stimmung an den Finanzmärkten wirkt wie ein Spiegelbild der scharfen Rhetorik des frisch vereidigten US-Präsidenten Donald Trump. Gegen Mittag bewegte sich der deutsche Leitindex kaum von der Stelle und notierte bei 20.982 Punkten, nachdem er zuvor mit fast 21.055 Zählern ein neues Allzeithoch erreicht hatte. Dieser Stagnation setzt der MDax einen leichten Rückgang von 0,3 Prozent entgegen und schloss bei 25.927 Punkten. Auch der EuroStoxx 50, das bedeutende Börsenbarometer der Eurozone, zeigte sich weitgehend unbeeindruckt und verharrte auf seinem Kursniveau.
Trumps "America First"-Strategie verspricht ambitionierte wirtschaftliche Veränderungen: Von der Reduzierung der Inflation über die Förderung der Energieproduktion bis hin zu protektionistischen Zöllen auf Importe, insbesondere aus Kanada und Mexiko. Beobachter wie Lizzy Galbraith von abrdn Investments gehen davon aus, dass der Fokus auf selektive Zollerhöhungen liegen könnte, speziell im Hinblick auf chinesische Einfuhren. Diese Offensive könnte zu einem Szenario führen, das treffend als "Trump entfesselt" beschrieben wird.
Inmitten dieser Erwartungen zeigen sich die Automobilwerte des Dax etwas abgeschwächt. Besondere Bedenken bestehen hinsichtlich möglicher Zölle auf deutsche Autoexporte in die USA. Nennenswerte Kursverluste verzeichneten Porsche, Mercedes-Benz, Volkswagen, BMW und Daimler Truck, die jedoch mit maximal 0,8 Prozent im Rahmen blieben.
Auch der Energiekonzern RWE kämpft mit Kursverlusten von 1,3 Prozent, nachdem der dänische Windenergieriese Orsted seine US-Portfolio-Werte erheblich nach unten korrigierte. Dies belastete nicht nur die Branchenstimmung, sondern führte auch zu einem empfindlichen Kurssturz von 15 Prozent bei Orsted und einer Abwärtsbewegung von 2,7 Prozent bei Nordex.
Im Bereich der Nebenwerte konnte sich Kontron um 4,4 Prozent verbessern, was auf optimistische Umsatz- und Ergebnisprognosen zurückzuführen ist. Hingegen trübte eine neue Verkaufsempfehlung der Bank of America die Perspektiven von Schott Pharma, was zu einem Kursrutsch von 7,6 Prozent führte. TUI hingegen erfreuten sich eines Kurszuwachses von 2,2 Prozent, nachdem das Investmenthaus Peel Hunt einen positiven Kommentar abgab.