Die Aussicht auf höhere Renditen könnte für Aktien-Strategen ein beachtliches Risiko darstellen, besonders im Falle eines erneuten Wahlsieges von Donald Trump. Trotz der Volatilität, die mit Wahlen einhergeht, glaubt Goldman Sachs, dass der Markt gut gerüstet ist, um ein Abrutschen in Bärenmarkt-Gefilde nach dem Urnengang zu vermeiden. Die Analysten schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass die Aktien um mehr als 20% fallen könnten – was den Beginn eines Bärenmarktes signalisieren würde – auf lediglich 18%. Die gesunde Konjunktur, die die Aktienmärkte in diesem Jahr angetrieben hat, bietet ihrer Meinung nach eine solide Basis zur Risikobegrenzung. Auch wenn sich die Anleiherenditen nach der Wahl merklich erhöhen sollten, erwarten die Analysten, dass Aktien stabil bleiben. Allerdings könnte ein schnellerer Anstieg der Anleihe- oder Realrenditen zu einem größeren Problem werden. Aktien könnten höhere Anleiherenditen verkraften, solange diese auf verbessertem Wirtschaftswachstum beruhen. Doch könnten steigende Anleiherenditen zum Bremsklotz für Aktien werden, wenn die Realrenditen in Relation zu den Erwartungen des realen BIP-Wachstums steigen oder wenn diese Anstiege zu abrupt erfolgen. Ökonomen sehen höhere Anleiherenditen als wahrscheinlicher an, sollte Trump gewinnen. Seine Pläne zu umfassenden Zöllen und Massendeportationen könnten inflationär wirken und der Federal Reserve das Leben schwerer machen, weiterhin eine lockere Geldpolitik zu verfolgen. Ein Sieg von Kamala Harris bei gleichzeitiger Patt-Situation im Kongress würde jedoch vermutlich zu niedrigeren Anleiherenditen führen. Obwohl die Fed im September einen bedeutenden Zinsschnitt vorgenommen hat, wird auf der Sitzung am Donnerstag allgemein ein weiterer Rückgang um 25 Basispunkte erwartet. Die Aussicht auf weitere Zinssenkungen bleibt jedoch unsicher, da einige Strategen davor warnen, dass die Fed im Dezember oder Anfang nächsten Jahres eine Pause einlegen könnte. Dennoch sehen einige weiterhin die Möglichkeit eines weiteren großen Zinsschritts, da die Konjunktur schwächelt und der Arbeitsmarkt an Fahrt verliert. Die Einschätzung von Goldman Sachs, dass Aktien in der Lage sein werden, steigende Anleiherenditen zu verdauen, greift in einem Umfeld, in dem der S&P 500 in diesem Jahr bereits um über 21% zulegte. Der Aufschwung des Bullenmarktes, der letzten Monat sein zweijähriges Bestehen feierte, untermauert die optimistische Haltung. Die letzte Umfrage zeigt einen Gleichstand zwischen Vizepräsidentin Kamala Harris und dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump. Anleger bereiten sich auf mögliche Volatilität am Markt vor, sollte das Wahlergebnis für mehrere Tage unklar sein.