Die Kurse der deutschen Bundesanleihen setzen ihren Abwärtstrend fort, beeinflusst durch die Aussicht auf ein umfassendes Fiskalpaket der neuen Bundesregierung. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future fiel am Nachmittag um 0,70 Prozent und notierte bei 127,00 Punkten. Begleitend dazu kletterte die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen zeitweise auf 2,93 Prozent, um sich zuletzt bei 2,89 Prozent einzupendeln. Noch vor der Ankündigung des großen Fiskalpakets lag diese Kennzahl unterhalb der 2,50-Prozent-Marke. Der Mittwoch markierte einen historischen Anstieg der Rendite, wie es seit 1990 nicht mehr vorkam. Auch in anderen Staaten der Eurozone bewegten sich die Renditen am Donnerstag stark nach oben. Der Bedarf an erhöhter Schuldenaufnahme, ausgelöst durch die Fiskalpläne, treibt die Marktzinsen. Neben diesen Entwicklungen beeinflussen zurückhaltende Bemerkungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde zu möglichen Leitzinssenkungen die Anleihen. Zwar erfolgte die ausstehende Senkung der Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte, dennoch erklärte Lagarde, dass die Geldpolitik gegenwärtig weniger restriktiv wirke und verwies auf ein herausforderndes politisches Umfeld. Laut Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, deutet die EZB auf eine mögliche Pause hin, die bereits bei der nächsten Zinsentscheidung im April stattfinden könnte. Er prognostiziert, dass die europäischen Zentralbanker im weiteren Verlauf des Jahres die Zinsen weiter senken werden. Zudem richten die Märkte ihre Aufmerksamkeit auf den EU-Gipfel in Brüssel, der am Nachmittag begann. Ein zentrales Thema ist die Erhöhung der Verteidigungsausgaben zur Unterstützung der Ukraine und Stärkung der europäischen Kapazitäten. Die EU-Kommission plant eine europaweite Aufrüstung, die durch EU-Darlehen und veränderte Kreditvergaberegeln der Europäischen Investitionsbank finanziert werden soll.
Märkte
Anhaltende Talfahrt: Deutsche Bundesanleihen unter Druck
