Die Lage in der Ostukraine spitzt sich weiter zu. In einem alarmierenden Vorfall ist die Millionenstadt Charkiw zum Ziel eines Luftangriffs geworden. Dies wurde von behördlicher Seite kundgetan, als das Gebiet Charkiw von der russischen Luftwaffe mit Fliegerbomben angegriffen wurde. Der regierende Gouverneur Ihor Terechow bestätigte den tragischen Tod eines Menschen am Mittwoch über die sozialen Medien. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj meldete sich zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls zu Wort, um von 19 Verletzungen zu berichten. Der Luftangriff, der erste seit dem Ausbruch des Konflikts im Vorjahr, traf mehrere fünfstöckige Wohngebäude und ein medizinisches Institut für Notfallchirurgie, so die Polizei Charkiws.
Die Nähe Charkiws zur russischen Grenze, etwa 40 Kilometer, macht die Stadt zu einem wiederkehrenden Ziel von Angriffen verschiedenster Art. Die Bevölkerung bekommt aufgrund der kurzen Distanz zur Grenze kaum Gelegenheit, bei Luftalarm Schutz zu finden. Ein russischer Raketenangriff in der Vorwoche sorgte für einen umfassenden Stromausfall, der weiterhin die zweitgrößte Stadt der Ukraine beeinträchtigt. Ein wichtiges Kraftwerk wurde dabei so schwer beschädigt, dass eine Reparatur nicht möglich ist.
Währenddessen zeigt Wolodymyr Selenskyj Präsenz im grenznahen Gebiet Sumy im Nordosten der Ukraine und setzt damit ein Zeichen der Stärke. Der Präsident überreichte Auszeichnungen an verwundete Soldaten und nahm an einer Videoansprache teil, die vor Ort aufgenommen wurde. Fotos aus dem Präsidialamt zeigen den Präsidenten im Zuge seines Besuchs in Schützengräben.
In einem weiteren Vorfall wurde die russische Stadt Belgorod, direkt an der Grenze zur Ukraine gelegen, ebenfalls Ziel eines Beschusses, einer lokalen Verwaltungseinrichtung wurde Schaden zugefügt. Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow berichtete von einem Drohneneinschlag in ein Verwaltungsbau, bei dem eine Frau verletzt wurde. In Telegram-Kanälen war die Rede von weiteren Verletzten. Das russische Verteidigungsministerium verkündete, drei Drohnen seien erfolgreich von der Luftabwehr ausgeschaltet worden.
Unterdessen haben sich die Botschafter der EU-Staaten auf strengere Zollvorgaben für Agrarprodukte aus der Ukraine verständigt. Dieser Schritt folgt auf den Druck enttäuschter Landwirte, die um ihre Marktanteile bangen. Die belgische EU-Ratspräsidentschaft teilte mit, der Handel mit bestimmten Waren, unter anderem Eier, Geflügel, Zucker und Mais, werde zukünftig limitiert. Diese Änderung könnte der ukrainischen Landwirtschaft schweren Schaden zufügen und bedarf noch der Zustimmung des Europäischen Parlaments.