22. Oktober, 2024

Politik

Angespannte Fischerei-Situation in der Ostsee: EU passt Fangquoten erneut an

Angespannte Fischerei-Situation in der Ostsee: EU passt Fangquoten erneut an

In einer jüngsten Einigung haben die EU-Staaten beschlossen, den deutschen Ostseefischern auch im kommenden Jahr das gezielte Fangen von Heringen unter bestimmten Bedingungen zu gestatten. Im Rahmen der Gespräche setzten sich die deutschen Delegierten, angeführt von Fischereiminister Cem Özdemir, erfolgreich für eine Fortsetzung der Ausnahmen ein, die vor allem den kleinen Küstenfischereien zugutekommen. Özdemir betonte, dass diese Praxis keinerlei negative Auswirkungen auf die Erholung der Bestände des westlichen Herings habe.

Das Treffen in Luxemburg brachte zusätzlich eine Entscheidung über den Dorschfang in der westlichen Ostsee hervor: Im kommenden Jahr sollen fast 22 Prozent weniger Dorsch als Beifang gefischt werden dürfen. Der Vorschlag der EU-Kommission, die sowohl beim Dorsch als auch beim Hering stärkere Einschnitte vorgesehen hatte, fand damit keinen vollen Anklang.

Die Entscheidungssorgen stehen vor dem Hintergrund stark beanspruchter Fischbestände, was Umweltschützern wie dem BUND weiterhin große Sorge bereitet. Es wird darauf hingewiesen, dass die Bestände dringend Zeit benötigen, um sich ökologisch zu erholen und nachhaltige Fangmengen zu erreichen.

Politische Spannungen komplizieren zudem die Situation, insbesondere durch den Einfluss der russischen Fischereiflotte. Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs fehlt der Austausch offizieller Fangdaten mit Russland. Das Thünen-Institut für Ostseefischerei sieht im wachsenden Anteil Russlands an bestimmten Fischbeständen ein deutliches Risiko für Überfischung.

Nicht zuletzt wird darüber berichtet, dass im Vorfeld des Ministertreffens einige EU-Staaten Sanktionen gegen russische Fischereiprodukte ins Gespräch gebracht haben, um Druck auf Russland auszuüben und dies als Hebel für Verhandlungen zu nutzen. Minister Cem Özdemir zeigte sich offen für solche Maßnahmen und erinnerte daran, dass weiterhin ein wachsames Auge auf die Entwicklungen gerichtet sei.

Um den Ökosystemen der Ostsee langfristig zu helfen, geraten Naturschutzorganisationen wie der Nabu nicht müde, die Einrichtung von Meeresschutzgebieten zu fordern. Kritisch wird angemerkt, dass die Fische aus der Ostsee, insbesondere Heringe und Sprotten, oft zu Tierfutter verarbeitet werden, was ihrer wichtigen Rolle im marinen Nahrungsnetz widerspricht.